Ueber Beckenfracturen.

  • Riedinger, Ferdinand, 1845-1918.
Date:
[1877?]
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Credit: Ueber Beckenfracturen. Source: Wellcome Collection.

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    FiUleii trotz Yerletzung des Schambeins keine Alteration der Harn- organe stattgefunden hatte, und auch in unserem ersten Falle dies nicht eintrat. Dass aber viele und selbst schwere Verletzungen des Beckens manchmal sogar leicht ertragen werden können, dafür sind unsere beiden Präparate sprechende Zeugen. So verführerisch es nun auch wäre, auf die weiteren Einzelheiten besonders auf die Complicationen und Erscheinungen einzugehen, so will ich Sie doch nicht damit hinhalten, sondern zum Schluss in möglichster Kürze auf die Aetiologie zu sprechen kommen. Während für die meisten Fracturen die bisherigen Erklärungs- weisen: starker Druck, (wie dies häufig bei Eisenbahnarbeitern, die zwischen Puffer gerathen, vorkommt, oder beim Ueberfahren bewirkt wird). Schlag auf das Becken, Fall von beträchtlicher Höhe, Ver- schüttetwerden in Gruben, Verwundungen durch Projectile und unter Umständen auch Contrecoup genügen, so war es mir für einzelne Fracturen nicht möglich, dieselben Schädlichkeiten als causales Moment anzunehmen. Sie alle, m. H!, wissen, welch'' starke Ein bussen die Lehre vom Contrecoup erlitten, seitdem man angefangen hat, die Kissfracturen genauer zu studiren. Wir kennen jetzt viele Brüche der unteren Epiphyse des Radius, der Malleolen, manche Brüche des Schenkelhalses, des Tuberculum majus humeri, der Patella, des Olecrauon, des Fersenbeines und sogar des Vorderarmes als sogenannte Eissbrüche, indem entweder die Fractur durch den Zug, welcher an einem Bandapparate bewirkt wird, oder durch Muskel- gcwalt zu Stande gekommen ist. Es finden sich hierfür schon ge- nügende Beispiele in der Literatur. Sie werden aber doch vielleicht erstaunt sein, zu sehen, dass ich diese Lehre von den Eissbrüchen auch auf einen Theil der Beckenfracturen übertragen will; aber wenn Sie die gleich zu besprechenden Species näher betrachten wollen, so werden Sie mir zugeben, dass uns diese Annahme die Brücke über manche Schwierigkeit schlägt, die sich uns an den andern Erklärungsweisen bei näherer Prüfung entgegenstellen. Abgesehen davon, dass die Spina anterior inferior durch das Ligamentum Bertini bei starker Anspannung desselben, wie dies bei den Experimenten von Herrn von Linhart und mir erfolgte, ab- gerissen zu werden vermag, und auch die Spina anterior superior durch den Zug des Sartorius sich ablösen kann, war es zunächst