Die traumatischen Verletzungen / von Carl Gussenbauer.

  • Gussenbauer, Carl, 1842-1903.
Date:
1880
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Credit: Die traumatischen Verletzungen / von Carl Gussenbauer. Source: Wellcome Collection.

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    Wundbehandlung. Cap. IV. Die Wundbehandlung. §. 104. So lange es eine Chirurgie gibt von ihrem rein empi- rischen Ursprünge angefangen bis auf unsere Tage, wo dieselbe durch den engen Anschluss an die exacten und biologischen Disciplinen all- mählig anfängt zu einer Wissenschaft sich zu gestalten, hat wohl kein Gegenstand mehr Veranlassung zu Controversen gegeben als gerade die Wundbehandlung. In der That ist der Gegenstand, so einfach er sich oft in der Praxis gestaltet, sehr complicirt, wenn man ihn rein theoretisch betrachtet, und so innig an viele andere fundamentale Fragen der Pathologie geknüpft, dass eine befriedigende Lösung nur möglich ist, wenn man von diesen seinen Ausgangspunkt nimmt. Die vielen widersprechenden, zum Theile einander geradezu ent- gegengesetzten Ansichten, welche im Verlaufe der Jahrhunderte über unseren Gegenstand vorgebracht wurden, beruhen ausser auf einer mangelhaften Beobachtung zum grossen Theile darauf, dass man die viel- fachen Factoren, welche hiebei in Betracht kommen, nicht immer in ihrem causalen Zusammenhänge auffasste, sondern bald diesen, bald jenen aus der ganzen Kette für sich herausnahm, und ihn zur Grund- lage von Folgerungen machte, die eben desshalb einseitig sein mussten. Der Process der Wundheilung ist, wie wir oben gesehen haben, schon an und für sich ein complicirter Vorgang, er wird es noch mehr, wenn man ihn in seinen Beziehungen zu jenem Complex von Ursachen betrachtet, die ich oben als äussere und innere von einander unterschied. Hier zeigt uns die Beobachtung, dass der Heilungsvorgang, er mag sich auf die eine oder andere Art vollziehen, durch innere wie äussere Ursachen beeinflusst werden kann, und ist es zu einem genauen Verständniss der bewirkten Modification in der Heilung einer Wunde dringend nothwendig, die Wirkung auf ihre Ursache und zwar auf ihre nächste zu beziehen. Nur so wird es möglich Ursache und Wirkung von einander zu halten. Wie wir oben gesehen haben, gibt es eigentlich nur zwei Arten der Wundheilung, die Vereinigung durch eine Zwischensubstanz mit nachfolgender Organisation der Narbe, und die Vereinigung durch ein Granulationsgewebe, welches sich zur bleibenden Narbe umwandelt. Beide Arten der Wundheilung können ohne jede weitere Störung ab- laufen, wie es der Fall ist bei der einfachen Reunio regeneratoria und der Vereinigung unter dem trockenen und feuchten Schorfe. Jede der beiden Arten kann sich aber mit Entzündung combiniren, die ihrerseits wieder ihre verschiedenen Phasen durchmacht und bald diesen, bald jenen Ausgang einschlägt, je nach den Ursachen, welche dieselbe her- vorgerufen haben und je nach den Bedingungen, welche dieselbe unter- halten und steigern. §. 105. Die ideale Aufgabe der Wundbehandlung wäre nun eine dieser beiden Arten der Heilung anzustreben. Doch ist dieselbe in der Praxis nicht immer zu erfüllen möglich aus Ursachen, die in der Verletzung der Gewebe selbst liegen, sei es, dass mit der Verwundung