Die traumatischen Verletzungen / von Carl Gussenbauer.

  • Gussenbauer, Carl, 1842-1903.
Date:
1880
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Credit: Die traumatischen Verletzungen / von Carl Gussenbauer. Source: Wellcome Collection.

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    für das Klaffen ihrer Ränder, dieses ist vielmehr abhängig von der Spannung der Gewebe, ihrer Elasticität und Contractilität. Je mehr die Gewebe auch im normalen Zustande gespannt, elastisch und contractil sind, desto mehr klaffen ihre Wunden. Die Grösse und Tiefe dieser hat auf das Klaffen der Ränder nur insofern einen Einfluss, als diese drei Factoren um so mehr zur Wirksamkeit gelangen, je ausgedehnter die Continuitätstrennung ist. Die Spannung der Gewebe ist von ihrer Elasticität zu unter- scheiden; denn erstere ist nicht wie die letztere nur von der Structur und physikalischen Beschaffenheit der Gewebe, sondern noch von vielen andern Dingen abhängig, so von dem Volumen der Organe, von dem Drucke und Zuge, welchen diese gegenseitig auf einander ausüben und endlich von der relativen Lage und Stellung der Körpertheile zu ein- ander. Ein sehr wenig elastisches Gewebe kann ad maximum gespannt sein, während andererseits das ausgesprochenste elastische Gewebe, z. B. ein elastisches Band gar keine Spannung aufweist. Die Spannung der Gewebe ist auch nicht in allen Richtungen dieselbe. Ein und dasselbe Gewebe kann in einer bestimmten Rich- tung sehr gespannt sein, während es in der darauf senkrechten gar keine Spannung aufweist. — Im Allgemeinen kann man sagen, dass die Spannung der Gewebe in jenen Richtungen die grösste ist, in welchen ihre Elasticität am meisten hervortritt, es ist dies ganz allge- mein gesprochen die Faserrichtung in den verschiedenen Geweben. Im Muskel, im elastischen Bande, den Fascien und Sehnen, theil- weise auch im Knorpel und Knochen finden wir diese Verhältnisse. Für das Hautorgan verdanken wir Langer zwei ebenso interessante als für unsere Praxis wichtige Abhandlungen über Spannung und Elasticität. Aus diesen Verhältnissen erklärt sich das weite Klaffen querer Haut, Bänder, Sehnen, Fascien und Muskelwunden, während Längs- wunden von gleicher Ausdehnung kaum ein Auseinanderweichen ihrer Ränder zur Folge haben. Für die Muskelwunden, jene der Arterien, des Oesophagus und des Magendarmkanales kommt ausserdem noch die Contractilität in Be- tracht; diese kann unter Umständen für sich allein ein sehr bedeutendes Klaffen der Wundränder zur Folge haben, so namentlich in Querwun- den der Muskeln mit parallelem Faserverlaufe. Muskelwunden klaffen um so mehr, je länger ihre Fasern sind und je mehr diese zu einander parallel verlaufen. — In Muskeln, wo die Fasern sich vielfach durchkreuzen, kann die Contractilität der Muskel- substanz sogar das Klaffen der Wundränder vermindern oder ganz beseitigen. Die Wunden des Herzens und des Uterus, welche nicht sehr ausgedehnt sind, geben uns Beispiele davon. Wichtig ist für das Klaffen der Muskelwunden noch der Zustand, in welchem sich die contractile Substanz befindet. Im ruhenden Muskel erfolgt die Retraction der Muskelfasern, somit das Klaffen der Wund- ränder einfach in Folge ihrer Elasticität, im contrahirten Muskel hin- gegen sind beide Factoren, die Elasticität und Contractilität thätig, wenn schon letztere den Hauptantheil an der Retraction der Muskel- substanz und Sehnen davon trägt. Im Knorpel und Knochengewebe ist es ausschliesslich die Elasticität