Farbenlehre / von Ludwig Mauthner.

  • Mauthner, Ludwig, 1840-1894.
Date:
1894
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Credit: Farbenlehre / von Ludwig Mauthner. Source: Wellcome Collection.

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    liöthlichweiss, bis ich bei 7 (Gelb) einen beinahe reinweissen Streifen sehe; dann beginnt bei 8 (Gelbgrün) ein Grauviolet, das im gleichen Farbenton, nur immer dunkler werdend, durch alle Töne von GelbgrUn, Grüngelb, Grün, Grünblau, Blaugrün sich hindurcherstreckt, bis es bei 19 (Blau) beinahe ganz schwarz wird, um dann im Violet, Purpur und Carmin bis 29 wieder lichter und immer lichter, endlich bei 30, dem letzten Ueber- gang von Carmin zu Zinnober (1) fast weiss zu werden. Gewisse Farbentöne, wie z. B. Gelbgrün und Purpur (10 und 26) erscheinen mir nunmehr nahezu identisch, sie erscheinen nahezu als gleiche Nuancen des Violet. Wer auch nur einmal einen solchen Versuch angestellt hat, dem werden Per- versionen des Farbensinns • nicht mehr wunderbar erscheinen. Das Phänomen erklärt sich dadurch, dass das rothe Glas nur rothes, gelbes und sehr wenig blaues Licht durchlässt; daher erscheint Roth bis Gelb hell, Gelbgrün bis Carmin durch das rothe und blaue Licht, das von den Pigmentfarben (die ja nicht rein sind) ausgestrahlt wird, grauviolet; Blau am dunkelsten, da es am wenig- sten Roth enthält und das Glas nur sehr wenig Blau passiren lässt. Wenn derartige Zustände, wie sie jedes Auge durch Vor- setzen eines farbigen Glases hervorrufen kann, selbständig vorkommen, so wird man sie dadurch zu erkennen vermögen, dass man farbige Felder in verschiedenen Farbentönen herstellt, dass man verschieden farbige Wollmuster in Reihen ordnet, dass man über eine Wollspule einzelne Fäden andersfarbiger Wolle hinüberführt, dass man auf farbigem Grunde Buchstaben in anderen Farben druckt, oder Grund und Buchstaben in verschiedenen Farben stickt. Wenn z. B. Jemanden ein Gelbgrün und ein Purpur in solcher Art gleich erschiene, wie mir durch ein rothes Glas, so würde er keinen Unterschied finden zwischen zwei farbigen Feldern, die in diesen Farben hergestellt wären; er würde, wenn ich Woll- proben von gelbgrüner und Purpurfarbe bestimmter Nuance auf Canevas befestigte, die Verschiedenheit der Farben nicht merken; er würde nicht sehen, dass Fäden andersfarbiger Wolle über eine Wollspule hinlaufen, wenn Faden und Spule die genannten zwei Farben in gleicher Helligkeit trügen; er würde endlicli Buchstaben nicht lesen, die mit gleicher Helligkeit Gelbgrün in Purpur (oder vice versa) gedruckt oder gestickt Aviircn.