Anleitung zur qualitativen und quantitativen Analyse des Harns : sowie zur Beurtheilung der Veränderungen dieses Secrets mit besonderer Rücksicht auf die Zwecke des praktischen Arztes zum Gebrauche für Mediciner, Chemiker und Pharmaceuten / von C. Neubauer und Jul. Vogel.

  • Neubauer, C. (Carl), 1830-1879.
Date:
1890
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Credit: Anleitung zur qualitativen und quantitativen Analyse des Harns : sowie zur Beurtheilung der Veränderungen dieses Secrets mit besonderer Rücksicht auf die Zwecke des praktischen Arztes zum Gebrauche für Mediciner, Chemiker und Pharmaceuten / von C. Neubauer und Jul. Vogel. Source: Wellcome Collection.

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    Bei Bespreetang der quantitativen Pliosphorsüuveausscheidxuig wvirde bereits einiger abnormer Verhältnisse der an Erden gebundenen Pbospborsiiure zn der an Alkalien gebundenen gedacht, so dass hier ein kurzer Hinweis auf jene MeoD- achtunn^en _ „e^nugt^ a f t e u Krankheiten ist die Kalkmenge nach B e n e k e (Path. des Stoffwechsels p. 355) und Senator (Cbl. f. d. med. Wiss. 1877. p. 389 be- deutend vermindert. Zülzer (Harnanalyse, p. 127) fand beim acuten Gelenk- rheumatismus 0,ü4g Calcium, bei Erysipelas 0,07 g. Nach Maragliano (Jber. d Thierch. 1872. p. 170) sind bei Variola die phosphorsaure Magnesia und clie Chloride stets vermindert, in schweren Fällen fehlen sie ganz. Auch Schetelig (Virch Arch. 82. p. 437) fand auf der Höhe des Typhus abdominalis die Kalk- ausscheidung mehrmals gleich Null. Die Ursache hiervon ist die mangelhafte Ver- dauungsfähigkeit, die sich übrigens auch in vielen chronischen Krankheiten bemerk- lich macht. Dagegen ist die Kalkausfuhr in der Eeconvalescenz fieberhafter Krank- heiten gesteigert: der oben erwähnte Fall von Erysipelas schied nach der Ent- fieberung 0,223 g ab. Die Magnesiaausscheidung dieses Erysipelfalles dagegen war im Fieber und in der Eeconvalescenz fast gleich gross (0,187 g und 0,191 g). Bei Nervenkrankheiten fand Toralbo (s. Cbl. f. kl. M. 1890. 1. p. 19) die Kalkausseheidung sehr deutlich vermehrt; besonders war dies der Fall bei idiopathischer Chorea. Bei der Epilepsie nehmen im Verhältuiss zu den Pro- dromalerscheinungen die Erdphosphate zu, und sind weit reichlicher als die an Alkalien gebundene Phosphorsäure; nach einer Eeihe von Anfällen ändert sich dies Verhältniss. Bei einer auf syphilitischer Basis beruhenden Epilepsie stellte sich am Tage nach Beginn der Quecksilberbehandlung das Verhältniss von der an Alkalien zu der an Erden gebundenen Phosphorsäure wie 0,12 : 0,28; 2 Tage darauf wie 0,89 : 0,3. Aehnliche Abnahme der an Erden gebundenen Phosphorsäure zeigte ein F'all von progressiver Paralyse auf syphilitischer Basis nach Gebrauch von Jodkalium. In einigen Fällen von Gehirntumoren war nach Lepine (ef. Zülzer's Semiol. d. H.) die Totalphosphorsäure gleichzeitig mit den Erdphos- phaten vermehrt. In einem Fall von Hydrophobie (Eobin, Gaz. med. de Paris 1878. 40) waren die Erdphosphate sehr gering. In einem Fall von Phos- phaturie fand Sendtner (Münch, m. Wschr. 1888. 40. p. 671) sehr vermehrte Kalkausscheidung; nach Für bring er (D. Arch. f. kl. M. XX. p. 521) war die- selbe einmal bei chronischer Myelitis auf durchschnittlich 0,6 g erhöht; zeitweilig beobachtete er ein Sediment von Calciumsulfat. Schetelig (1. c.) findet eine Vermehrung bei Krankheiten des centralen Nervensystems nicht nachgewiesen und überhaupt unwahrscheinlich. Bei chronischer Lungenschwindsucht fand Senator (1. c.) im Allgemeinen eine entschiedene Vermehrung der Kalkausscheidung, und zwar so, dass nicht blos sehr gewöhnlich relativ eine für die Ernährungsverhältnisse des betreffenden Kranken ungewöhnlich grosse Menge entleert wird, sondern dass nicht selten auch absolut hohe übernormale Werthe zur Ausscheidung gelangen. S. befindet sich also im Gegensatz zum 5. Schlusssatz von Schetelig (1. e. p. 452): „Eine pathologisch essentielle Vermehrung der Kalkaussonderung in chronischen Leiden der Brustorgane und des Centrainervensystems ist nicht nachgewiesen und überhaupt unwahrscheinlich. Seh. erkennt eine Vermehrung nur an, wo die von ihm selbst bei einem Körpergewicht von 74 Kilo und ausreichender Ernährung producirte Menge erheblich überschritten wird, und sucht sie, wo sie vorhanden ist, durch eine gleichzeitig etwa vermehrte Diurese zu erklären. Nach Senator geht dies nicht an, auch ist es unmöglich anzunehmen, dass Phthisiker etwa mehr Kalk mit Speisen und Getränken als Gesunde einführten, oder davon mehr resor- birten als Gesunde. Es bleibt also nur die Annahme übrig, dass die vermehrte Kalkmenge von den kranken Lungen stamme, oder dass ihre unmittelbare Ursache in dem Allgemeinleiden der Phthisiker zu suchen sei. In ersterer Beziehung ist zu erwähnen, dass von Ku ssm aul und S c h m i d t (D. Arch. f. kl. M. II) m tuber- kulösen Lungen fast die doppelte Kalkmenge wie in gesunden Lungen nachgewiesen wurde, und dass somit möglicherweise ein Theil des Harnkalkes durch die Lungen hindurchgegangen sein könnte. Am wahrscheinlichsten sind aber die Knochen