Die Permeabilitätspathologie : als die Lehre vom Krankheitsbeginn / von Hans Eppinger.

Eppinger, Hans, 1880-1946.

Date:: 1949

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Credit: Die Permeabilitätspathologie : als die Lehre vom Krankheitsbeginn / von Hans Eppinger. Source: Wellcome Collection.

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Erythrozyten keinesfalls mit einem Gebilde zu vergleichen ist, das nur von einer ge- wöhnlichen semipermeablen Membran nach Art eines Pergamentpapiers umschlossen wird; wäre die Hülle eines Erythrozyten nur eine semipermeable Membran, dann könnte man sich kaum erklären, daß Anionen in die roten Blutzellen eindringen, nicht aber Kationen. Ich hätte auch gerne den Einfluß pathologischer Geschehnisse auf die Permea- bilität der roten Blutkörperchen besprochen, doch ist darüber — soweit ich das Schrifttum überblicke — wenig Einheitliches zu berichten; solange man als Kri- terium nur die Hämolyse verwendete, ergaben sich keine großen Unterschiede gegenüber der Norm. Wenn man in der Beantwortung dieser Frage kaum vorwärts gekommen ist, so ist das vielfach hauptsächlich darauf zurückzuführen, daß den Erythrozyten mehr oder weniger alle Merkmale fehlen, die uns darüber Aufschluß geben, ob ein rotes Blutkörperchen Schaden erlitten hat — also schon krank — oder noch völlig gesund; allerdings läßt sich der Erythrozyt kaum mit einer voll- wertigen lebenden Zelle vergleichen, denn er besitzt weder Kern noch einen oxydativen Stoffwechsel. Man kann ihn höchstens mit einer aus Biokolloiden geformten Ma- schine vergleichen, die ausschließlich für den Transport des Sauerstoffes bestimmt ist. Das einzige, was vielleicht doch noch an ein lebendes Gebilde mahnt, ist die begrenzte Lebensfähigkeit; aber auch hier handelt es sich um eine Eigenschaft, die mehr oder weniger jeder Maschine zukommt; insofern darf man sich auch nicht wundern, daß geringe Schäden, die sich an anderen Stellen unseres Körpers ganz sicher schon als krankhaft auswirken, am Erythrozyten gar nicht oder nur sehr wenig bemerkbar machen. Der Erythrozyt ist anscheinend das festeste Einzelgebilde unseres Organismus; davon kann man sich ganz besonders gut über- zeugen, wenn man sich an die Beobachtungen von Roller hält; immerhin ge- stattet das Rhodan verfahren in selten exakter Weise eine Unterscheidung zu treffen, ob der Erythrozyt noch eine normale oder schon eine geschädigte Permea- bilität besitzt; an Hand dieser Methode kann man sich auch davon überzeugen, ob die Membran eines roten Blutkörperchens noch als widerstandsfähig und daher als relativ normal anzusehen ist. Wie verhält sich nun die Gewebsflüssigkeit im Zusammenspiel mit den Paren- chymzellen? Im wesentlichen ergeben sich hier dieselben Schwierigkeiten wie an den Erythrozyten, aber in noch viel höherem Maße, weil man auch hier eine eventuelle Permeabilitätsstörung nicht an einer einzelnen Zelle, sondern immer nur im Rahmen eines ganzen Organs, also eines ganzen Zellstaates er- fassen kann. a) Muskulatur. Als man anfing, sich für genauere Aschenanalysen der tierischen Gewebe zu interessieren, stieß man schon sehr bald auf einen merkwürdigen Befund: Die relative Menge an Aschenbestandteilen ist in mehr oder weniger allen Organen und ebenso in ihren Sekreten eine dem Plasma verschiedene. So war es bereits Liebig (1847) bekannt, daß Muskelfleisch weit mehr Kalium als Natrium und mehr Phosphor als Chlor enthält, während bekanntlich im Serum Natrium und Chlor gegenüber dem Kalium und der Phosphorsäure überwiegen. Liebig hat diesen Antagonismus zuerst erkannt; er fügt in seiner Abhandlung (Chemische Unter-