Die Permeabilitätspathologie : als die Lehre vom Krankheitsbeginn / von Hans Eppinger.

Eppinger, Hans, 1880-1946.

Date:: 1949

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Credit: Die Permeabilitätspathologie : als die Lehre vom Krankheitsbeginn / von Hans Eppinger. Source: Wellcome Collection.

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der Botaniker Nägeli1 (1855) zeigen, daß das Protoplasma der Zelle für die osmotischen Eigenschaften ebenso oder in noch höherem Grade maßgebend ist als die Zellmembran, denn mit dem Tode des Protoplasmas gehen viele charakteristische Eigenschaften der lebenden Zelle verloren. Nägeli konnte z. B. folgenden Befund er- heben : Legt man eine lebende Pflanzenzelle in Wasser, so diffundiert der im Zell- saft gelöste Farbstoff nicht heraus, auch wird das Protoplasma nicht gefärbt, wenn man der Flüssigkeit, in der die Zelle beobachtet wird, Farbstoff zusetzt; sobald aber die Zelle tot ist, verliert sie ihren eigenen Farbstoff und nimmt zugesetzte Farben auf. Weiter konnte er zeigen, daß das Protoplasma während des Lebens mit einem gewissen Druck an die Zellmembran gepreßt wird und so die Zellmembran straff spannt, daß aber mit dem Absterben der Zelle dieser Span- nungszustand schwindet und die Zellmembran schließlich ganz schlaff das Proto- plasma umfaßt. Er studierte auch an Hand der sogenannten Plasmolyse den Unterschied zwischen toter und lebender Zelle; bringt man eine lebende Pflanzen- zelle in eine höher konzentrierte Zucker- oder Salzlösung, so zieht sich das Proto- plasma von der Zellwand zurück und ein Teil der Lösung tritt zwischen die Zell- wand und die äußere Begrenzung des Protoplasmas. Wenn der Zellsaft gefärbt ist, so wird die Lösung des Farbstoffes im Zellsaft konzentrierter, da nur Wasser, nicht aber Farbstoff den Zellsaft verläßt. Gibt man eine solche noch lebende Zelle nachträglich in Wasser zurück, so tritt der ursprüngliche Zustand wieder ein. Anders gestaltet sich dagegen das Ergebnis, wenn dieser Versuch an einer bereits toten Zelle vorgenommen wird; es kommt zwar auch zu einer Plasmolyse, doch kehrt der ursprüngliche Zustand nach Wiedereintauchen der Zelle in Wasser nicht mehr zurück. Auf Grund dieser und ähnlicher Versuche äußerte Nägeli die Vermutung, daß der im Zellsaft gelöste Farbstoff — was sich auch beweisen ließ — keineswegs die lebende Zelle verläßt und daher das Verhalten des Farb- stoffes als Indikator der Vitalität zu betrachten ist. Vielleicht gilt ähnliches auch von anderen Substanzen, so daß sich auf diese Weise Handhaben ergeben, zwischen toter und lebender Zelle zu unterscheiden. Wenige Jahre später hat Hofmeister2 (1867) diese Untersuchungen fort- gesetzt und damals schon folgendes feststellen kömien: Werden Stückchen von zuckerreichen Früchten in Wasser gelegt, so kommt es zu keinem Übertritt des Zuckers in das umgebende Wasser, solange die Zelle lebt; ist aber der Protoplasmaschlauch — was sich mikroskopisch leicht feststellen läßt — eingerissen und damit der Zelltod erfolgt, kann Zucker austreten. Hofmeister faßt die Hauptergebnisse seiner Untersuchungen in folgenden Sätzen zusammen: Dem Durchgang von in Wasser gelösten Substanzen setzt das Protoplasma großen Widerstand entgegen; aus vielen wäßrigen Lösungen nimmt das pflanzliche Proto- plasma nur Wasser auf; die Widerstandskraft gegen die in Wasser gelösten Farb- stoffe besitzt aber das Protoplasma nur so lange, als sich die Pflanzenzelle in unver- ändert lebendem Zustand befindet; diese Eigenschaft wird aber durch alle Schädlich- keiten aufgehoben, welche den Vegetationsprozeß vernichten, das ist z. B. zu langes Verweilen der Zellen in Zuckerlösungen oder in Wasser von zu hoher oder zu niedriger Temperatur, dann bei Einwirkung von Giften, durch Zerreißen oder 1 Nägeli: Pflanzenphysiologische Untersuchungen, I. H. Zürich. 1855. 2 Hofmeister: Lehre von der Pflanzenzelle, S. 4. 1867.