Die Permeabilitätspathologie : als die Lehre vom Krankheitsbeginn / von Hans Eppinger.

Eppinger, Hans, 1880-1946.

Date:: 1949

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Credit: Die Permeabilitätspathologie : als die Lehre vom Krankheitsbeginn / von Hans Eppinger. Source: Wellcome Collection.

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schaffenheit sein. Übrigens handelt es sich hier keineswegs um einen Dauer- zustand, denn die verschiedenen äußeren Einflüsse, wie z. B. Qualität und Quantität der Nahrung, dürften auf die Zusammensetzung des Protoplasmas be- stimmenden Einfluß nehmen; des eigentümlichen Gemenges wegen hat man ge- legentlich die Zusammensetzung des Protoplasmas mit einer Mischung von Wasser in Öl oder von Öl in Wasser verglichen (Schaumstruktur). Für die Frage, ob das Zelleiweiß — in vitro untersucht — einen onkotischen Druck ausübt, hat man sich bis jetzt wenig interessiert; indirekte Beweise hegen aber in Menge vor, doch soll darauf erst später eingegangen werden. Eiweißlösungen können nur dann auf die Umgebung einen onkotischen Druck ausüben, wenn sich zwischen beiden eine Grenzschicht einlagert. Da die Pflanzenzelle ein Objekt darstellt, an dem die Membran besonders deutlich zu erkennen ist, haben sich die Botaniker für Permeabilitätsfragen ganz besonders interessiert. Bei der Grünalge und der Valonia, die beide durch besondere Größe ausgezeichnet sind, erscheint die Membran so deutlich entwickelt, daß es keine Schwierigkeit bereitet, sie anzu- stechen. Die Wand der Pflanzenzelle ist vermutlich aus Zellulose aufgebaut; hier existiert also wirklich eine Membran. Anders steht es bezüglich der tierischen Zellmembran. Vieles, was der Morpho- loge als Zellgrenze bezeichnet, ist wohl als ein Kunstprodukt anzusehen, das durch den Fixationsprozeß entstanden ist. Immerhin läßt sich an der unfixierten und im Serum dotierenden Zehe — wie bereits oben erwähnt wurde — eine Er- starrung an der Peripherie erkennen, so daß das Bestehen einer Zellmembran auch für den Tierkörper als sehr wahrscheinlich anzunehmen ist. In irgend- einer Weise muß doch die Zelle gegen ihre Umgebung — in unserem Falle gegen die Gewebsflüssigkeit — geschützt sein; wenn es nicht so wäre, dann müßte doch sehr bald ein gegenseitiges Ineinanderfließen erfolgen und sich so eine allgemeine Gewebszerstörung vorbereiten. Der kolloidale Zustand des Protoplasmas dürfte keineswegs ein stets gleich- bleibender zu sein. Der Physikochemiker kennt einen solchen Wechsel zwischen „flüssig“ und „starr“ und spricht hier von einem Sol- oder Gelzustand. Auf das Gebiet der Biologie übertragen, heißt das: die Grenzschicht einer ruhenden Zelle soll (vgl. oben) in einen Gelzustand übergehen, während das übrige Protoplasma als Sol bestehen bleibt. Umgekehrt kann sich die erstarrte Grenzschicht wieder außerordentlich leicht in einen Solzustand verwandeln, wie dies z. B. zu beob- achten ist, wenn man die Grenzzone durch einen Nadelstich verletzt. Zu- nächst blieben die Untersuchungen über Zellmembran der Tücke des Objektes wegen auf die Botanik beschränkt, später verwendete man für solche Unter- suchungen auch den Seeigel, jetzt bereitet es kaum größere Schwierigkeiten, ähn- liche Versuche auch an tierischen Zellen durchzuführen. Auf die schönen Beob- achtungen von Nagel habe ich bereits im ersten Kapitel aufmerksam gemacht. Die nächste Frage, die sich dem Biologen aufdrängt, ist die nach der Natur der Membran. Der Zellulosecharakter der Pflanzenzellmebran steht außer Zweifel, aber woraus besteht die Membran der tierischen Zelle ? Diese Frage ist zunächst von Overton1 aufgeworfen worden. Nachdem nur gewisse Substanzen in die Zellen eindringen, vor allem solche, die neben einer merklichen Löslichkeit in Wasser Overton: Pflügers Arch. 92, 115 (1902); 105, 176 (1904).