Die Meningitis serosa acuta : eine kritische studie / von Georg Boenninghaus.

  • Boenninghaus Georg.
Date:
1897
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Credit: Die Meningitis serosa acuta : eine kritische studie / von Georg Boenninghaus. Source: Wellcome Collection.

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    und dadurch zur Aniiiuie des (lehirns führen, womit die tüdtlichen Hirndruckerscheimingen erklärt sind, die ja nacli allgemeiner An- nahme auf Hirnanämie beruhen. Hiergegen ist einzmvenden: Bei der Belaxationshy})erämie kann es sowohl zur Beschleunigung wie zur Verlangsamung des Blut- stromes in dem erweiterten Arterienbezirk kommen. Ist nämlich ein relativ kleiner Bezirk erweitert, so tritt eine Beschleunigung des Blutstromes ein, wie das vom Kaninchenohr her nach Durch- schneidung des Halssympathicus bekannt ist. Denn es sinkt im erweiterten Bezirk der Widerstand, welcher sich dem Abströmen des Blutes aus den Arterien in die Kapillaren entgegensetzt, wäh- rend der allgemeine Blutdruck durch kompensatorische Kontrak- tion der übrigen Körperarterien der alte bleibt (Cohnheim, S. 61 u. 104). Ist dagegen der erweiterte Arterienbezirk ein sehr grosser, z. B. nach Durchschneidung des Halsmarkes, so ist der nicht- gelähmte Bezirk, hier also der Kopf, nicht im Stande, durch kom- pensatorische Kontraktion seiner Arterien den Blutdruck auf alter Höhe zu erhalten. Derselbe sinkt vielmehr und es kommt zu einer Verlangsamung der Cirkulation im ganzen Körper (Cohnheim, S. 72), also auch im gelähmten Bezirk. Das Arteriengebiet des Kopfes ist nun nicht ein so grosses, dass bei einer Erweiterung seiner Arterien die kompensatorische Kontraktion der übrigen Körperarterien nicht genügen sollte, den Blutdruck auf alter Höhe zu erhalten. Es kommt also hier zu einer Beschleunigung der Cirkulation durch die fluxionäre Hyperämie. Bei dieser Beschleu- nigung aber ist die Lymphbildung nicht gesteigert (nach Cohn- heim, S. 105’). — Nimmt man aber Aveiter die Vermehrung der Transsudation als erwiesen an, so ist es doch sehr fraglich, ob 1) Nach den Verhandlungen des letzten Wiesbadener Kongresses beob- achtete Lenhartz, dass die Cerebrospinalflüssigkeit durch Lumbalpunktion gewonnen, bei Deliranten vermehrt sei. Bei Deliranten besteht aber fluxionäre Hirnhyperämie. Es fragt sich also, ob die Angaben Cohnheims richtig sind. Eine Vermehrung der Lymphfiltration würde hier aber leicht erklärlich sein und eDva nach denselben Gesetzen geschehen, wie bei der vermehrten Herz- aktion (.siehe später). Denn in beiden Fällen ist der intraarterielle Druck und die Geschwindigkeit des Blut,Stromes im Schädel erhöht. Zu einer Ansammlung von Lymphe im Schädel kommt es aber in beiden Fällen nicht (siehe Text). Die Vermehrung des Liquor bei Deliranten, denen man den Lumbalsack punktirt, ist also auf eine beschleunigte Filtration des Liquor und nicht auf eine Stauung desselben im Cranium (Hydrocephalus) zurückzufülij'en. Bei der Sektion von Deliranten findet man deshalb auch keinen Hydrocephalus.