Ueber Lupus und seine Behandlung mit Kali causticum / von Theodor Billroth.

  • Billroth, Theodor, 1829-1894.
Date:
1856
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Credit: Ueber Lupus und seine Behandlung mit Kali causticum / von Theodor Billroth. Source: Wellcome Collection.

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    möglichst zuerst mit wiederholten Aetzungen in Angriff nimmt, und wenn diese Gegend geheilt ist, die Operation machen kann, während man die Recidive an anderen Stellen mit neuen Aetzungen weiter be- handelt, brauche ich wohl kaum zu erwähnen; man erspart dadurch immer etwas Zeit. — Die innere Behandlung des Lupus muss mit der äusseren Hand in Hand gehen; ich möchte mich nicht allein auf die innere Behand- lung verlassen, und ich glaube, kein Chirurg wird sich dazu entschlossen können; es ist zu wichtig, zugleich der weiteren Verbreitung durch örtliche Mittel kräftig entgegen zu treten, da die Zerstörung sonst leicht noch weiter fortschreiten konnte, und der Ersatz der Defecle damit immer schwieriger wird. Zur Vernichtung und Heilung der vorhandenen Infiltration und Ulceration reicht die örtliche Behandlung aus; neuen Eruptionen und der Neigung dazu kann nur eine innere Behandlung Vorbeugen. — Ausser den nothwendigen diätetischen Rücksichten, die hier wie bei jeder antidyscrasischen Behandlung den ersten Platz ein- nehmen, ist es vor allen anderen Mitteln der Gebrauch des Leber- thrans in grossen Dosen, welcher sich am wirksamsten nach allge- meiner Erfahrung gezeigt hat. Unter grossen Dosen des Leberthrans verstehe ich höchstens 6 — 8 Esslöffel täglich. Hehra erzählte, dass man in Paris den Leberthran bis zu 36 Esslöffeln täglich gebe; dieser Unsinn veranlasste ihn, über die höchsten Dosen Beobachtungen zu machen, und er fand, dass bei einer Dosis von 10 Esslöffeln täglich der Thran als solcher wieder unverdaut abgeht. Es dürfte die Dosis van 8 Esslöffeln demnächst wohl als die allerhöchste anzusehen sein. Ein absolutes Maass lässt sich darüber nicht aufstellen; manche Pa- tienten vertragen das Mittel schlecht, ihre Verdauung leidet, sie ver- lieren den Appetit; Kindern wird man natürlich auch nicht so viel geben etc. etc., ein jeder Arzt wird bei aufmerksamer Beobachtung bald die rechte Dosis finden. — Den Gebrauch der Tinctura Fowleri in den Gaben, wie sie Romberg mit so trefflichen Erfolgen bei Pso- riasis und Eczem an wendet, hat sowohl Hebra nutzlos gefunden, als auch wir in den Fällen, wo wir sie 4 — 6 Wochen lang gaben, keine Spur von Besserung darnach sehen konnten. — Auch das Jod scheint nach unseren Versuchen nicht recht wirksam zu sein; wir haben theils das Jodkali, theils Leberthran mit Zusatz von Jodlinctur gegeben, ohne davon irgend welche schnellere Besserung eintreten zu sehen. — Von der Anwendung des Decoctum Ziltmanni sah Herr Geheimrath Lan- gen heck mehrfach glänzende Erfolge; in andern Fällen wieder leistet es gar nichts. — Manche secundäre Affectionen bei Lupus im Gesicht, wie Infiltration der Lippen, der Lymphdrüsen, kann man nur durch die inneren Mittel heilen. Für die weniger ausgebreiteten Formen kann man durchaus kein Maass für die Dauer der Kur angeben. Bei Lupus des ganzen Gesichts dauert die Kur mit Rhinoplastik wenigstens ein Jahr, und kann man dann noch ein Jahr lang den Leberthran fon- brauchen lassen, so ist es sehr anzurathen.