Das halisteretische Becken in seiner Weichheit und Dehnbarkeit während der Geburt durch neue Beobachtungen erläutert : nebst allgemeinen Bemerkungen über Halisterese / von H.F. Kilian.

  • Kilian, Hermann Friedrich, 1800-1863.
Date:
1857
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Credit: Das halisteretische Becken in seiner Weichheit und Dehnbarkeit während der Geburt durch neue Beobachtungen erläutert : nebst allgemeinen Bemerkungen über Halisterese / von H.F. Kilian. Source: Wellcome Collection.

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    allein es war das Becken offenbar noch nicht im grossen Maassstahe verändert worden. Jetzt aber, bei der bevorstehenden neunten Entbindung, war auch die- ser ungünstigste Zufall in seiner vollsten Gewichtigkeit ins Leben getreten und das ganze Becken war verengert, besonders aber dessen Ausgang so sehr, dass sich die Schenkel des Schanibogens an einer Stelle dergestalt übereinander leg- ten („overlopped euch other“) , dass nach oben- und untenhin gewissermassen zwei getrennte OefFnungen in die Scheidenhöhle führten, von welchen die obere, unmittelbar unter dem Schambogen liegende, die weit beschränktere war. Dass jetzt, nicht wie früher, die Kräfte der Natur zureichen konnten, um das schwere Werk zu vollenden, war augenscheinlich und es überraschte daher nicht, als end- lich die Nothwendigkeit den Gebrauch des Perforatorii und des Hakens gebot. Die Geburt wurde zwar auf diese Weise zu Ende geführt, während der Ex- traction des Kindes aber bemerkte B a r 1 o w unzweifelhaft, dass die Beckenknochen auseinander wichen und gewissermassen Platz machten. Er konnte sich um so viel weniger täuschen, als er ganz dasselbe Ereigniss bereits früher, bei zwei anderen Entbindungen, deren Leitung ihm oblag, wahrgenommen hatte, und daher dessen Eigenthümlichkeit genau kannte. In jenen beiden Fällen war die Wendung auf die Fiisse gemacht und bei der Extraction des Kindes das deutlichste Auseinanderweichen der osteomalacischen Beokenknochen wahrgenommen worden, namentlich aber war dieses überraschende Phänomen von der höchsten Bedeutung bei der einen der Kreissenden, bei wel- cher die Raumbeschränkung des Beckens die allergrösste war und wo dennoch Zwillinge, aus dem siebenten Monate der Schwangerschaft, lebend zu Tage gefördert zu werden vermochten und wobei das Nachgeben der Knochen, eben so wohl beim Einführen der Hand, wie bei dem Hindurchtreten des Kindeskörpers, in vollendeter Sicherheit wahrgenommen werden konnte. Daher lehrt auch Barlow in seinem, mir übrigens nicht bekannt gewordenen, Werke über Geburts- hülfe p. 328, es sei ein grosser Unterschied , ob ein gebärendes Weib eine Exo- stose im Becken trage, oder ob dasselbe durch die Osleomalacie in seiner Räum- lichkeit beschränkt sei, denn dort könne die Naturhülfe keine Rettung bringen, hier dagegen vermöchten die gegen einander gedrängten Kno- chen, in grossartigerWeise, vor dem andringenden Kindes kör per zurückzuweichen, daher auch der Arzt immer bei verengtem Becken auf die Krankheit, welche sie veranlasst habe, sorgliche Rücksicht nehmen möge.