Die Entwickelung der inneren Medizin mit Hygiene und Bakteriologie im 19. Jahrhundert : Centennialvortrag in der allgemeinen Sitzung der 72. Naturforscher-Versammlung in Aachen am 17. September 1900 / von B. Naunyn.

  • Naunyn, Bernhard, 1839-1925.
Date:
1900
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Credit: Die Entwickelung der inneren Medizin mit Hygiene und Bakteriologie im 19. Jahrhundert : Centennialvortrag in der allgemeinen Sitzung der 72. Naturforscher-Versammlung in Aachen am 17. September 1900 / von B. Naunyn. Source: Wellcome Collection.

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    Philosophen noch verhältnismässig' kühl gegenüberstand. Hufeland spricht in seinem berühmten Enchiridion auch von der Behandlung der Wechselfieber und sagt: „Das souveräne und das einzige Mittel beim Wechselfieber, am meisten bei dem perniciösen Wechselfieber, ist das Opium!“ — so spricht Hufeland im Jahre 1836, obgleich bereits seit 150 Jahren die Chinarinde, das wirkliche Heil¬ mittel gegen diese Fieber, allgemein im Gebrauch und an¬ erkannt war und obgleich sogar schon 15 Jahre vorher das Chinin von Pelletier dar gestellt war! Von ähnlich unzwei¬ deutigen Belägen dafür, wie sehr den deutschen Praktikern jener Zeit bei ihrem Lustwandeln in den leeren Räumen windiger Theorien der rechte Verstand und Sinn abhanden gekommen war, wimmelt jenes berühmte Enchiridion. Wenn Hufeland solche Lehren noch im Jahre 1836 verkündet, spricht er allerdings als Vertreter einer im Nieder¬ gang begriffenen Zeit. Schon 1834 hatte Joh. Müller sein Lehrbuch der Physiologie erscheinen lassen — jenes merk¬ würdige Buch, das wie ein Lärmzeichen hereinbrechenden Sturmes auf die junge medizinische Welt Deutschlands wirkte. Doch hören wir, wie noch Helmholtz über den Unter¬ richt berichtet, den er im Jahre 1842 in Berlin genossen hat: Damals, so erzählt er, beruhte die medizinische Bildung noch vorwiegend auf Bücherstudium, es gab noch Vorlesungen, die sich auf das Diktieren eines Heftes beschränkten. Labora¬ torien, in denen die Schüler selbst hätten Hand anlegen kön¬ nen, gab es überhaupt noch nicht, Auskultation und Per¬ kussion , Messung der Körpertemperatur der Kranken war wohl bekannt und wurden auch betrieben, waren aber als grob mechanische Untersuchungsmittel eines Mannes von hellem Geistesauge unwürdig angesehen.