Die Entwickelung der inneren Medizin mit Hygiene und Bakteriologie im 19. Jahrhundert : Centennialvortrag in der allgemeinen Sitzung der 72. Naturforscher-Versammlung in Aachen am 17. September 1900 / von B. Naunyn.

  • Naunyn, Bernhard, 1839-1925.
Date:
1900
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Credit: Die Entwickelung der inneren Medizin mit Hygiene und Bakteriologie im 19. Jahrhundert : Centennialvortrag in der allgemeinen Sitzung der 72. Naturforscher-Versammlung in Aachen am 17. September 1900 / von B. Naunyn. Source: Wellcome Collection.

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    ihren Symptomen das wiederzufinden, was die Physiologie über die Funktionen des erkrankten Organes lehrte. Diese physiologische Grundlage ist unentbehrlich und doch liegt in solcher Behandlung der Symptomatologie ein deduktives Moment, das nie unbedenklich ist. Solange die Berliner physiologische Schule von Joh. Müller her führend bleibt, wagt man nicht, sich vom physiologischen Schema frei zu machen, und die Kasuistik kommt in der Nosographie nicht zu der ihr gebührenden Stellung. Das geschieht erst gegen das Jahr 1870 hin, als die süddeutschen Klinker Griesinger, Friedreich, Kussmaul mehr wirksam geworden waren, und wie ich meine, unter dem gleichzeitigen Einfluss des grössten Kasu- istikers unter den modernen Klinikern, des Franzosen Charcot. Und als man sich nun vorurteilslos und unbefangen dem Studium der Krankheitserscheinungen am lebenden Menschen hingab, that sich die Welt der pathologischen Erscheinungen in un¬ geahnter Fülle auf; erst mit der kasuistischen Periode die nun der ersten, der physiologischen Periode folgt, erreicht die klinische Medizin ihre Blütezeit! Zahlreiche neue Krankheiten lernen wir kennen und diagnostizieren, und unsere Kenntnisse von den alten werden in dem Masse vertieft und erweitert, dass das alte Bild der Krankheit fast nicht mehr kenntlich bleibt; wie völlig hat sich seitdem, um wenige Beispiele zu nennen, das Bild der Xabes dorsalis, der Basedow sehen Krankheit, des Diabetes melitus, der Gallensteinkrankheit etc. um gestaltet. Mit den Krankheitsursachen, dem Studium der Aetiologie hat man sich in der ersten Blütezeit der modernen Heilkunde wenig beschäftigt, vielleicht aus einer Art Scheu; waren es