Antitoxische Prozesse / von C. Levaditi.

  • Levaditi, Constantin, 1879-
Date:
1905
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Credit: Antitoxische Prozesse / von C. Levaditi. Source: Wellcome Collection.

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    Diese Zusammenstellung zeigt in überaus deutlicher Weise, daß, wenn des Gemisch vor der Filtration 30 Minuten sich über- lassen wurde, das Gift durch den Antikörper vollständig gebunden wird und das Filter nicht passiert. Dagegen geschieht dies wohl, wenn der Kontakt kürzer war, und zwar dringt desto mehr Gift ins Filtrat, je kürzer diese Zeit und je reicher das Gemisch an Giftstoff ist. Hieraus folgt, daß der Ablauf des chemischen Pro- zesses: Bindung des Toxins durch den Antikörper unter Bildung eines neuen ungiftigen Körpers mit größerem Molekül, eine ge- wisse Zeit erfordert, mit anderen Worten, daß die Schnelligkeit der Reaktion meßbar ist (30 Minuten in dem Falle von Martin und Cherry). Nicht - weniger instruktiv sind die jüngst veröffentlichten Untersuchungen von Danyzs über den Nachweis unveränderten Toxins in inaktiven Ricin-Antiricingemengen. Der Autor unter- wirft Ricin, Antiricinserum und minimal-aktive Mischungen beider der verdauenden Einwirkung von Magensaft bei 40 ° 16 Stunden lang und konstatiert, entweder im Reagenzglasversuche (Agglutination roter Blutkörperchen) oder durch Injektionen an Meerschweinchen, daß das spezifische Antiserum durch den Ver- dauungsprozeß seiner neutralisierenden Eigenschaften ganz oder fast vollständig beraubt wird, daß dagegen das Toxin selbst lediglich eine Abschwächung erleidet. Das neutrale Gemisch wird nach der Einwirkung des Verdauungssaftes wieder agglutinierend und toxisch. Das proteolytische Ferment trennt also den Immunkörper vom Ricin, zerstört ihn und läßt das Gift, wenigstens zum größten Teil, in freiem Zu- stande zurück. Alle diese Versuche zeigen auf deutlichste, daß es sich bei der Wechselwirkung zwischen Toxin und Antitoxin, deren Resultat die „Entgiftung des ersteren ist, keineswegs um eine Zerstörung desselben handelt, da es auf diese oder jene Weise aus inaktiven Gemische wiedergewonnen werden kann. Diese Tatsache ist von allergrößter Bedeutung und wird gegenwärtig von den weitaus meisten Autoren, die sich mit diesen Fragen beschäftigen (Gruber, Paltauf, Kraus, Wassermann etc.) in dem oben auseinandergesetzten Sinne bestätigt*). Damit verlassen die Untersuchungen über das Wesen der Antitoxinwirkung das wenig exakte Gebiet der reinen Biologie *) Siehe die Diskussion über Toxine auf dem Brüsseler Kongreß für Hygiene und Demographie 1903.