Studien aus dem Institute für experimentelle pathologie in Wien aus dem jahre 1869 / herausgegeben von S. Stricker.

Date:
1870
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Credit: Studien aus dem Institute für experimentelle pathologie in Wien aus dem jahre 1869 / herausgegeben von S. Stricker. Source: Wellcome Collection.

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    Zellen als Bläschen gedacht hat, lagen zwar die Sachen nicht einfacher wie heute, aber die Vorstellungen über Zellentheilung entsprachen dem Gipfel der Erkenntnisse von damals. Remak*) hat sich die Zellentheilung (Furchung) so vorgestellt, dass von der Zellmembran Fortsätze in die Tiefe wachsen um den Zellinhalt abzu- theilen. Wie man sich die Zellenmembran und ihr Wachsthum zu denken habe, darnach wurde nicht gefragt und brauchte auch nicht gefragt zu werden. Die Membran war damals noch nicht, wie heute, als ein erstarrtes Kleid ange- sehen, sie war ein integrirender Theil der lebenden Zelle. Und über die fei- neren Lebensprocesse konnte und brauchte man nicht nachzudenken. Heute liegen die Sachen anders. Recklinghausen hat gezeigt**), dass in der Hornhaut unbewegliche Zellen vorhanden sind. Durch die Initiative Max Schultze’s haben wir später erfahren***), dass die Fur- chung einer Contraction des beweglichen Zellleibes entspreche. Wie sollten sich aber nun die unbeweglichen, nicht contractilen Zellen theilen? Reck- linghausen hat auch zur Lösung dieser Frage den ersten Schritt gethan, indem er gezeigt hat, dass die unbeweglichen Zellen im Entzündungsprocesse einen gewissen Grad von Beweglichkeit wieder erlangen. Heute ist es zur Evidenz erwiesen, dass sie vollständig beweglich werden können. Die Frage ist aber dadurch kaum einfacher geworden. Die unbeweglichen Zellen sind die älteren, die beweglichen die jüngeren. Werden also, müssen wir fragen, die alten Zellen wieder jung? Wenn uns nicht die Thatsachen zur Seite stünden, dürften wir uns auch nicht an die Besprechung einer so schwierigen biologischen Frage wenden. Aber die Thatsachen sind eben vorhanden, und wir müssen diese wenigstens sichten, wenn wir auch nicht mit Erklärungen nachhelfen können. An gewissen Epithelien haben wir eine endogene Zeugung kennen gelernt. Die junge Brut ist aus den blasenartigen Hüllen ausgekrochen. Hier ist also nicht die ganze Zelle jung geworden, sondern ein Theil des Zellenleibes hat sich in Stücke zertheilt und den Mutterleib verlassen. Ob der im Innern einer solchen Epithelzelle liegende Abschnitt, das ist jener, welcher eben zur Entstehung der Eiterkörperchen beiträgt, im physio- logischen Zustande nur desswegen keine Bewegungen ausgeführt hat, weil er eingekapselt war, oder weil ihm dazu die Fähigkeiten gefehlt haben, ist eine offene Frage. Fest steht nur, dass ein Theil eines Formelementes, welches zu gewissen functioneilen Zwecken gestaltet war, zu einem beweglichen, neuer- dings gestaltungsfähigen Individuum geworden ist. Siehe Entwickelungsgeschichte. Berlin 1852—1856. **) 1. c. ***) De ovorum ranarum segruentatione