Allgemeine Pathologie und Therapie als mechanische Naturwissenschaften / von R. Hermann Lotze.

  • Lotze, Hermann, 1817-1881.
Date:
1842
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Credit: Allgemeine Pathologie und Therapie als mechanische Naturwissenschaften / von R. Hermann Lotze. Source: Wellcome Collection.

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    minderung der plastischen Tendenz in dem Exsudate oder den secernirenden Theilen. Das allgemeine Befinden kann zuerst durch Störungen der Circulation und durch Veränderungen in dem To- nus des gesammten Gefässsytems einflussreich werden; und wir wissen, wie oft Geschwüre aus einer Atonie der Gefässe hervor- gehn und durch sie unterhalten werden; wie ihre Heilung leichter gelingt, wo die Circulation begünstigt wird. Oedematose An- schwellung, Auftreibung der Venen, im Umkreise der Geschwüre nicht selten, sind Andeutungen dieses Einflusses. Sowohl die Ausscheidung plastischer Massen als die Ernährung und Tränkung der secernirenden Zellen wird hier verändert, mithin auch die metabolischen Effecte, die sie auf das Exsudat ausüben. Die Mischung des Bluts selbst kann durch mancherlei Ursachen, durch eine veränderte Assimilation, durch plötzliche Unterdrückung von Ausleerungen variiren; so wird dann das Material verändert, aus dem die plastische Abscheidung in der Wundfläche geschehen soll, und wir sehn in der That, wie leicht Indigestionen oder unge- eignete Diät den Zustand eiternder Flächen verändern und wie die nämlichen Einflüsse, die sonst Suppuration bewirken, bei der Präexistenz solcher Mischungsfehler in Exulceration übergehn. Rech- nen wir hinzu, dass das Sinken der Lebenskräfte, von dem man den Uebergang der guten Eiterung in das Geschwür herleitet, ebenfalls eine Ursache haben muss, die nicht wohl in etwas An- derm, als in einer Anomalie der Ernährungsbestandtheile oder ihrem Mangel liegen kann, so zeigt sich, dass die Geschwürbil- dung mehr ein Coeffect als die direcle Wirkung jener Schwäche des Nervensystems ist. Denken wir uns aber die Elementartheile unmittelbar unter dem Einflüsse der Nerven stehend, so können doch diese selbst in ihnen auf jeden Fall nur veränderte physio- logische und chemische Zustände hervorbringen, und sie bewirken daher eine Tendenz zur Exulceration immer nur dadurch, dass sie durch Abänderung der Circulation, durch Hemmung einzelner Ausleerungen oder durch Veränderung der Aggregatzustände der Molecüie die Umstände modificiren, unter denen Wandung und Exsudat auf einander wirken. Von diesen Umständen ist es ab- hängig, ob die plastischen Massen ein Bestreben zur Organisation und zur Eiterung zeigen, oder ob sie vielmehr die organisirten Theile in einen gemeinsamen Zersetzungsprocess hineinziehen. Viele Geschwüre entstehen nicht aus vorgängiger guter Ei- terung, sondern treten unmittelbar als Exulceration auf. Sie ver-