Grundriss der speciellen Pathologie und Therapie : für Studirende und Ärzte / von Julius Schwalbe.

  • Schwalbe, J. (Julius), 1863-1930.
Date:
1892
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Credit: Grundriss der speciellen Pathologie und Therapie : für Studirende und Ärzte / von Julius Schwalbe. Source: Wellcome Collection.

    123/802 (page 93)
    Die Therapie bekämpft den Shok mit Excitantien (Campher, Wein, Moschus, kalten Anspritzungen). Die Folgezustände werden nach den allgemeinen Regeln behandelt. b) Quetschung des Rückenmarks. Aetiologie und patholog. Anatomie. Die Verletzungen des Rückenmarks durch äussere Gewalt kommen entweder mit Läsionen der Wirbelsäule (Fracturen, Jjuxationen) oder ohne dieselben (in Folge eines Stichs durch eine Zwischenwirbelspalte, eines heftigen Stosses oder Schlages auf die Wirbel) zu Stande. Je nach der Form der Verletzung ist die Substanz des Rückenmarks auf einer oder auf beiden Hälften mehr oder weniger zertrümmert (coUa- birter Gewebsl^rei oder scharfe Schnittwunde oder einfache Com- pression), und je nach dem Umfang dieser Primärläsion gestalten sich auch die secundären Degenerationen. Dazu gesellen sich bisweilen noch die von einer gleichzeitig erfolgenden Blutung ab- hängigen Störungen. Der anatomische Verlauf der primären Verletzung gestaltet sich, wenn der Patient die Verletzung selbst übersteht, ähnlich derjenigen der gleichartigen Hirnläsion (vgl. diese): es bildet sich Erweichung, Cyste oder fibröse Narbe. Krankheitsbild. Der Symptomencomplex der Verletzung selbst setzt sich aus allgemeinen (Schmerzen und Parästhesien, bei Männern häufig Priapismus und Samenerguss etc.) und localen Erscheinungen zusammen. Ueber die letzteren vgl. pag. 84. Besonders hier findet sich nicht selten das Krankheitsbild der Halbseitenläsion des Rückenmarks. Der klinische Voianf und damit die Prognose der Verletzung ist nach ihrem Sitz und ihrer Ausbreitung verschieden. Bei Läsionen im Halsmark pflegt durch Lähmung des Phrenicus in 1—2 Tagen der Tod einzutreten. Bei ausgedehnten Störungen in den anderen Theilen des Rückenmarks entwickeln sich durch die auf- und ab- steigende Degeneration chronische Krankheiten, die nach kürzerer oder längerer Zeit durch Decubitus, Blasen- und Nierenleiden etc. ad exitum führen. In leichteren Fällen tritt Genesung, doch kaum je völlige Heilung ein. Die Diagnose wird nur bei wenig ausgesprochenen Er- scheinungen im Augenblick der Verletzung oder später die Frage etwaiger Simulation oder einer Commotio medullae zu erwägen haben.