Die medicinischen Reformgedanken des spanischen Humanisten Luis Vives (1492-1540) / [Max Neuburger].

Neuburger, Max, 1868-1955.

Date:: 1902

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Credit: Die medicinischen Reformgedanken des spanischen Humanisten Luis Vives (1492-1540) / [Max Neuburger]. Source: Wellcome Collection.

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abgehalten werden, die sich auf die reiche Wirklichkeit, nicht aber auf phantastische Speculationen beziehen sollen.14) Diese Gedanken, welche V i v e s als Erster so klar und weitblickend äußert, sind auch heute nicht überholt, sie wirken in voller Frische. Der klinische Unterricht der neuesten Zeit ist nichts weiter als die nutzbringende Realisirung der¬ selben auf breitester Grundlage! Wenn sein Zeitalter den¬ selben gefolgt hätte, wäre die Medicin von manchen Verirrungen frei geblieben! Leider verhallten die goldenen Worte des geistvollen Denkers, wie der Ruf in der Wüste. Interessant ist es, dass V i v e s die nöthige Arbeits- thei 1 ung zwischen eigentlichen medicinischen Forschern und Praktikern befürwortet. Zu Forschern sollen sich solche Mediciner heranbilden, welche die unvermeidlichen Unannehm¬ lichkeiten des ärztlichen Rerufes (das viele Hin- und Herlaufen, den Verkehr mit vielen Menschen etc.) nicht vertragen, vor¬ ausgesetzt, dass sie über das nöthige Talent verfügen ; ihre Aufgabe ist es auch, die Literatur eingehend zu studiren, sich allgemein zu bilden, und als Lehrer zu wirken.15) Der Praktiker dagegen dürfe sich, da der ärztliche Beruf den ganzen Menschen erfordert, mit keinerlei literarischen Studien oder anderen Nebenbeschäftigungen abgeben, er sage allem, was nicht Medicin ist, Valet; seine Mußestunden sollen höchstens zur Aufzeichnung werthvoller praktischer Erfahrungen dienen; denn der Arzt möge es beherzigen, dass er die kleinste Zeitspanne, die er auf andere Dinge verwendet, dem Wohle seiner Kranken entzieht!16) Die allgemeinen Grundsätze, die Vives für die Therapie festsetzt, sind so wahr und für alle Zeiten gütig, dass sie es verdienen, jeder polypragmatischen Epoche vorgehalten zu werden. Sie lauten: »Im Anfänge versuche der Arzt stets, ob es möglich ist, seinen Kranken bl os durch Regelung seiner Lebensweise, also diätetisch, zu heilen; erfordert es die Sachlage, so wende er Med i ca mente an, aber b 1 o s einfache. Nur bei besonders schweren 14) Ne curent hi scrutari ea, quibus dubium est etiam numan sint; lila contemplentur potius quae esse constat, quae sunt permulta et vel longissimum possent. aevum occupare; ne distineantur inani quadam investigatione ad nugas et altercantium cavilla. 15) Hi, velut antistites quidam artis, in ipsis adytis es mysteriis versabuntur perpetue, docebunt alios, scribent, consulentur, respicient subinde ad linguas, ad philosophiam, ad omne genus scriptorum liberius. le) Est enim in hac una disciplina (Medicin) satis superque quod agant, vel vita uni versa, quamlibet diuturna ac longa ... disciplinis omnibus atqne exercitiis litterarum aeternumvale die et, in hanc unam inten tus et incumbens prorsus.