Volume 2

Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten : für Studirende und Aerzte / von Adolf Strümpell.

Date:
1892
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Credit: Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten : für Studirende und Aerzte / von Adolf Strümpell. Source: Wellcome Collection.

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    Viertes Capitel. Die einzelnen Formen der Neuralgien. 1. Neuralgie des Trigeminus. (Prosopalgie. Tic douloureux. Folhergill'scher Gesichtsschmerz.) Aetiologie. Die Trigeminus-Neuralgie ist eine der häufigsten und wichtigsten Neuralgien, bei deren Entstehung die mannigfachsten Ur- sachen und prädisponirenden Momente, welche wir im vorigen Capitel kennen gelernt haben, eine Rolle spielen. Zahlreiche, namentlich leich- tere Fälle entstehen nach Erkältungen oder zuweilen auch ohne eine sicher nachweisbare Ursache. Malaria-Neuralgien localisiren sich be- sonders oft im Gebiete des Trigeminus. Ferner sind es aber namentlich auch Erkrankungen der Schädelknochen und des Periosts, sehr häufig Erkrankungen der Zähne (Caries, Zahnexostosen, Anomalien der Zahn- entwicklung und Zahnstellung), ausserdem Krankheiten der Nasen- und Stirnhöhlen, sowie des Millelohres, welche zu Trigeminus-Neuralgien den Anlass geben können. Romberg fand zuerst als Ursache eines schweren, unheilbaren Falls ein Aneurysma der Carotis interna, welches auf das Ganglion Gasseri drückte. Einen genau analogen Fall haben auch wir gesehen. Endlich soll eine Ueberanstrengung der Augen in nicht seltenen Fällen zur Entwicklung von Trigeminus - Neuralgien in Beziehung stehen. Symptome und Verlauf. Die Schmerzanfälle bei der Quintus-Neur- algie haben meist eine ziemlich grosse Intensität und können in schweren Fällen die qualvollste und schrecklichste Heftigkeit erreichen. Sie treten theils ganz ohne Veranlassung, theils bei geringen äusseren Einwirkungen (Waschen, Sprechen, körperlichen Bewegungen, psychischen Erregungen u. dgl.) auf. Die Schmerzen erstrecken sich auf das Gebiet der ein- zelnen Trigeminus-Aeste, strahlen aber zuweilen auch in den Hinterkopf, in den Nacken, in die Schultern u. s. w. aus. Häufig sind reßectorische Zuckungen im Gesicht wahrnehmbar, namentlich Blepharospasmus und Zucken der Mundwinkel. Die vasomotorischen Störungen machen sich anfangs als abnorme Blässe, später gewöhnlich als deutliche abnorme Röthe des Gesichts und der Conjunctiva bemerkbar. Bei Neuralgien in den zwei oberen Aesten sieht man während der Anfälle oft eine abnorm starke Thränensecretion. Seltener sind eine krankhafte Speiche/secre- tion und eine verstärkte Absonderung der Nusenschleimhaut. Zuweilen, aber doch ziemlich selten treten Herpes-Eruptionen im Verlauf des be- fallenen Nerven auf, Zoster frontalis, Herpes conjunctivae u. a. Auch