Volume 2

Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten : für Studirende und Aerzte / von Adolf Strümpell.

Date:
1892
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Credit: Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten : für Studirende und Aerzte / von Adolf Strümpell. Source: Wellcome Collection.

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    wobei die Anode auf den möglichst central gelegenen Punkt des Nervenstamms oder auf die Wirbelsäule, die Kathode auf einzelne peripher gelegene Stellen aufgesetzt wird. 3. Der faradische Strom ist ebenfalls von sehr guter Wirkung. Entweder faradisirt man den Nerven mit massig starken „schwellenden“ Strömen, oder man behandelt die Haut über dem befallenen Nerven mit dem furadischen Pinsel. Letztere Methode ist zwar sehr schmerzhaft, aber nicht selten von vor- züglichem Erfolg begleitet. 4. Von einigen Elektrotherapeuten (Mor. Meyer) wird Gewicht darauf gelegt, dass etwa vorhandene Schmerz- punkte an der Wirbelsäule, wie solche schon von TrouSSEAU bei manchen Neuralgien erwähnt werden, mit der Anode eines constanten Stroms stabil behandelt werden. Als allgemeine Regel gilt, stets mit milder, sehr vorsichtiger An- wendung der Elektricität anzufangen und erst später zu stärkeren Strömen überzugehen. Manchmal tritt eine auffallende Wirkung sofort (während des Schmerzanfalls) ein, manchmal zeigt sich erst nach meh- reren Sitzungen die erste Besserung. Hat man nach 2—3 Wochen und nach Anwendung der verschiedenen elektrischen Methoden gar nichts erzielt, so ist es gerathen, die elektrische Behandlung als für den Fall nicht geeignet ganz aufzugeben. Ausser der Elektricität kommt bei der Behandlung der Neuralgien eine Anzahl innerer Mittel in Betracht, welche theils symptomatisch wirken sollen (Narcotica), theils sich den Ruf einer specifischen Wirk- samkeit erworben haben. Unter den letzteren hat das Chinin entschieden die grösste Bedeutung. Keineswegs nur bei Malaria-Neuralgien, ob- gleich bei diesen am sichersten, sondern auch bei den „idiopathischen“ Neuralgien kann das Chinin selbst in schweren Fällen noch vortreff- liche Dienste leisten. Wesentlich ist hierbei, dass das Mittel in grossen Dosen gegeben wird. Man fängt mit 1,0—2,0 pro die an (am besten auf einmal gegeben) und kann in schweren Fällen bis zu 4 — 5 g, ja noch höher steigen. Die besten Erfolge vom Chinin sieht man bei Trigeminus-Neuralgien, während das Mittel bei anderen Neuralgien (z. B. Ischias) eine weit geringere Wirksamkeit zeigt. Ausser dem Chinin wendet man bei Neuralgien zuweilen auch mit Nutzen Natron salicylicum, ferner neuerdings besonders oft Antipijrin (1,0—2,0), Anti- febrin (0,25—0,5) und Phenacetin (0,5—1,0) an. Nächstdem kommen zu längerem Gebrauche vorzugsweise Arsenik und Bromkalium in Be- tracht. Ersteres wird in Pillenform oder als Solutio Fowleri verordnet (3 mal täglich 5 Tropfen, allmählich steigernd). Bromkali ist nur in grossen Dosen (3,5—5,0 —10,0 pro die) wirksam. Von den zahlreichen