Der Arzt im alten Babylon / Eckhard Unger.

Unger, Eckhard.

Date:: 1929

Catalogue details

Licence: In copyright

Credit: Der Arzt im alten Babylon / Eckhard Unger. Source: Wellcome Collection.

6/8 (page 6)

(j nicht gar Gifte befinden, die zum Requisit des Arztes ge- horten. Zum standigen Begleiter eines babylonischen Arztes gehorten das „Etui“ und „Binden“, also ein Verbandskasten. Nebeu seiner beschwbrenden Tatigkeit iibte daher der Arzt auch tatsachlich Heiikunde aus; er pflegte auchblutige Opera- tionen auszufiihren und der Codex Hammurabi setzt dafiir die Gebiihren ordnungsgemaB fest. We mi der Arzt z. B. das Auge eines Freien durch Operation gerettet hat, so erhalt er dafiir 10 Sekel, cl. h. etwa den damaligen Wert eines Sklaven (um 2000 v. Chr.). Diesel be gel un gene Operation bei einem ,,Halbfreien brachte ihm die Halfte, also 5 Sekel, bei einem Sklaven aber nur 2 Sekel ein, wofiir er sich z. B. eine neue groBe Ilaustur erwerben konnte. Hat der Arzt einen zer- brochenen Knochen geheilt, so betragt das Honor at8, dafiir 5, 5 und 2 Sekel. Beiim Sklaven bestand also ein festes Ilono- rar fUr jedwede Operation. Sehr maBig war dagegen die Vergiitung fur den Tierarzi, wenn er ein J ier operiert hatte, ein Rind ocler einen Esel. Er sollte nur 1/« Sekel erhalten. Dafiir konnte er aber damals immerhin sich eine Scheune fur ein Jahr mieten oder den Arbeitslohn eines Sklaven (ohne Bekostigung) fur einen Monat bezahlen. Der Arzt muBte aber auf jeden Fall eine gute Hand haben; denn wenn ihm die Operation miBlang, und der Patient infolgedessen starb, so harrte seiner eine harte BuBe. Bei dem MiBerfolg bei einem „Freien“ wurden dem Arzt sogar die Hiinde aibge- hauen, so daB der Arzt echon das groBte Zutrauen zu seiner Kunst haben muBte, ehe er an die Behandlung eines „Freien ging. Fiir den Sklaven eines „Halbfreien“ muBte der Arzt Ersatz leisten. Das Gesetz des Hammurabi wird also nicht geracle dazu beigetragen haben, die operative Tatigkeit eines Arztes zu fordern, sondera ihn mehr auf seine auBerlichen Zeremonien beschrankt haben. Es ist jedoch nicht erwiesen, ob die Bestimmungen des Hammurabii-Gesetzes auch in alien Fallen ausgefiihrt worden sind. Wie heute gelegentlich durch die Ausf iihr ungsbesti m mungen ein Gesetz wieder mehr oder weniger illusorisch gemacht wird, so liat sich die Praxis im Alien Babylon z. B. nicht nach den Gebiihren und Preisen des Gesetzbuches gerichtet. So vied man sieht, waren es nur Hochstpreise, die nicht uberschritten werden durften. So wird auch die Gebuhrenordnung der Arzte anders ge- handhabt worden sein, als nach clem Bucbstaben des Gesetzes. Durch religiose Bestimmungen war die Tatigkeit des Arztes im Alien Babylon eingeschrankt. Er diirfte am 7.. 14., 21. und 28. Tage, also an alien Tagen. die eine 7 durch Teilung ergaben, keinen Kranken behandeln, auch nicht am