Volksmedicin und medicinischer Aberglaube in Steiermark : ein Beitrag zur Landeskunde / [Viktor Fossel].

Fossel, Viktor, 1846-1913.

Date:: 1885

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Credit: Volksmedicin und medicinischer Aberglaube in Steiermark : ein Beitrag zur Landeskunde / [Viktor Fossel]. Source: Wellcome Collection.

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Im Oberlande liebt es die Bäuerin, die nur mehr wenige Tage „zu gehen hat“, tüchtig zu essen, um für die bevorstehende „Romreise“ Kraft zu gewinnen und für die Entbehrungen des Wochenbettes sich vorweg schadlos zu halten. Beim Herannahen der Wehen legt man geweihte Gegenstände unter das Kopfkissen, betet zur heil. Margaretha, zum heil. Ro- chus oder trinkt „Johanniswasser“ (das am Tage Johann Evang. — 27. Decemb. — geweihte Wasser). Auch kleben sich Kreissende Heiligenbilder auf den Leib, halten ein Gebetbuch in Händen, wie die weit- verbreitete „Geistliche Schildwacht“, in welcher ge- schrieben steht: „AVer dieses Gebet bei sich trägt, der stirbt nicht plötzlich . . . und jede schwangere Frau wird leichtlich gebären und das Kind vor Gott und den Menschen angenehm sein.7 Gegen schwache Ge- burtswehen wird eine Gemsrose, das ist eine zur Brunftzeit beim Gemsbocke knapp hinter der Knie- kehle angeschwellte Drüse von penetrantem Gerüche, der Kreissenden in die Hand gegeben. Die Drüse wird zu diesem Zwecke von Jägern ausgeschnitten und ge- 7 Ebenso in Unterfranken. Lammert, S. 166. — Nebst der „geistlichen Schildwachtu oder dem „Romanusbüchlein“ sowie den „sieben heiligen Hinmielsriegeln“ wird auch die „wahre Länge Christi“ den Kreissenden auf Brust und Haupt gelegt. Letzteres Gebet, auf einem 150 cm langen Papierstreifen gedruckt, nennt sich „nach dem wahren und gerechten Original abge- messene wahrhafte Länge unseres Herrn Jesu Christi, wie er auf Erden und an dem heil. Kreuze gewesen ist. Und die Länge ist gefunden worden zu Jerusalem bei dem heil. Grab, als man erzählt 1655, und der Papst Clemens der 8. dieses Namens hat Obbemeldetes und dieses alles bestätiget.“ Nach einem im Stifte St. Elorian befindlichen Papiercodex des XIV. Jahrhunderts diente zu gleichem Zwecke eine Schnur nach dem Bilde des heil. Sixtus: „item die swangern frawn messent ein dacht noch sand Sixt pild, als lank es ist, und guertns den paucli, so miss- lingt in nicht an der purd.“ J. Grimm, D. M., III., 417,