Die Funktionskrankheiten der Ora Serrata und des Ciliartheiles der Netzhaut / von Wilh. Schoen.

  • Schoen, Wilhelm, 1848-1917.
Date:
1895
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Credit: Die Funktionskrankheiten der Ora Serrata und des Ciliartheiles der Netzhaut / von Wilh. Schoen. Source: Wellcome Collection.

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    Bei der Section solcher Glaucomaugcn findet man die Chorioidea und Retina untereinander und mit der Sclera so fest verbunden, dass es ohne Ver- letzung nicht möglich ist, sie zu trennen. Die Chorioidea ist gleichraässig stark verdünnt. Die Netzhaut ist auch verdünnt aber unregelmässig. Sie zeigt Hohlräume, Lücken und an anderen Stellen Verdickungen. Sobald der Prolapsus lentis einmal vollständig ausgebildet ist, gehört Heilung zu den Unmöglichkeiten, vorübergehende Besserung und Er- leichterung kann dagegen durch Anregung von Zusammenziehung des Ringmuskels und der inneren Meridionalfasern erzielt werden. Die wieder nach innen und hinten gedrückten Ciliarfortsätze vermögen das Linsensystem ein wenig zurückzuschieben und den Druck wieder von der äusseren Augenhülle Cornea und Sclera wegzunehmen. Auf diese Weise gelang es bis jetzt in den Augen 64 und 95 trotz der vielen Anfälle immer noch normale Sehschärfe und zeitweiliges Wohlbefinden zurück zu erhalten. Doch kommt eine Zeit, oder es giebt Fälle, wo die Miotica versagen, sogar schädlich wirken. Einen solchen stellt das Auge 98 dar. In diesem Auge trat zwar noch Verengerung der Pupille ein, das Linsensystem blieb aber vorn liegen und die tiefe pericorneale Injection, sowie die Schmerzen steigerten sich in einem Maasse, dass das Pilo- carpin ausgesetzt werden musste. Damit war zugleich die Machtlosig- keit der Therapie offen erklärt, ebenso wie bei den Augen 55 und 66, wo die Miotica ganz wirkungslos bleiben. Von einer Iridectomie wird Niemand Hülfe erwarten, der sich den pathologisch-anatomischen Vor- gang klar gemacht hat. — Bei den Augen 64 und 95 ist letzterer auch schon soweit gediehen, dass dauernde Hülfe kaum mehr möglich ist. Die Augen 96, 97, 99 werden dagegen zweifellos erhalten werden, die beiden ersten haben schon seit mehr als einem Jahre keinen An- fall gehabt. Um bei entwickeltem Prolapsus lentis noch operativ zu helfen, wäre nicht mehr und nicht weniger nöthig, als in sämmtliche Zonulafasern einen Knoten zu schlingen und sie so wieder um das Stück GOs zu ver- kürzen. Aus unserer Hülflosigkeit dem entwickelten Prolapsus gegen- über folgt gebieterisch die Pflicht, demselben rechtzeitig vorzubeugen oder wenigstens Einhalt zu thun. Hätten die jetzt verlorenen Augen vor 10 oder 20 Jahren ausgleichende Brillen erhalten, so würden sie noch ebenso wie z. B. das Auge 97 gesund sein.