Ueber Hypnotismus und Geistesstörung : nach einem zu Ende des Sommersemesters 1893 in der Berliner psychiatrischen Klinik gehaltenen Vortrage / von F. Jolly.

  • Jolly, Friedrich, 1844-1904.
Date:
[1893]
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Credit: Ueber Hypnotismus und Geistesstörung : nach einem zu Ende des Sommersemesters 1893 in der Berliner psychiatrischen Klinik gehaltenen Vortrage / von F. Jolly. Source: Wellcome Collection.

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    Sonder-Abdruck aus dem Archiv für Psychiatrie. Bd. XXV. Heft 3. Ueber Hypnotismus und Geistesstörung. (Nach einem zu Ende des Sommersemesters 1893 in der Berliner psychiatrischen Klinik gehaltenen Vortrage.) Von F. Jolly. Meine Herrn! Wir habeu im Laufe dieses Semesters wiederholt Gelegenheit gehabt, Beziehungen zwischen Hypnotismus und Geistes- störung kennen zu lernen, und ich möchte an diese zunächst an- knüpfen, bevor ich auf den Gegenstand der heutigen Demonstration eingehe. Ich erinnere Sie in erster Linie an eine Kranke, bei welcher diese Beziehung eine rein äusserliche war: Eine 34jährige Choristin eines hiesigen Theaters, Emilie L., war schon seit langer Zeit durch ihr eigentümlich überspanntes, zerstreutes und reiz- bares Wesen aufgefallen. Ihre Stimmung war sehr wechselnd und es wurden öfter Weinkrämpfe beobachtet. Einige Wochen vor der Aufnahme erschien sie ihren Colleginnen oft wie geistesabwesend und erzählte denselben dann, dass sie hypnotisirt werde und alles thun müsse, was „er“ sagt. Dieser „er“ war ein Herr, mit dem sie an gemeinsamer Mittagstafel ass und in den sie offenbar verliebt war, obwohl gar keine persönlichen Beziehungen bestanden. Unter seinem Einfluss „musste“ sie Briefe schreiben, Blumen kaufen, schliesslich Nachts aufstehen und mit aufgelöstem Haar nach seiner Wohnung laufen, von wo sie aber zurückgewiesen und nach der Polizei geführt wurde. In der Klinik erzählte sie, dass sie das Hypnotisirtwerden an bestimmten Gefühlen in ihrem Körper wahrnehme. Sie fühle etwas Fremdes in sioh, einen innerlichen Drang, eine innerliche Stimme, die sie zu Handlungen an- treibe. So lange wir die Kranke beobachteten, stand sie unter dem Banne derartiger Einflüsse. Wochen lang sprach sie gar nicht, sondern deutete nur