Die Ohnmacht bei der Geburt vom gerichtsärztlichen Standpunkt : eine Abhandlung für Aerzte und praktische Juristen / von Moritz Freyer.

  • Freyer Moritz.
Date:
1887
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Credit: Die Ohnmacht bei der Geburt vom gerichtsärztlichen Standpunkt : eine Abhandlung für Aerzte und praktische Juristen / von Moritz Freyer. Source: Wellcome Collection.

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    sociale Ordnung, wie Janovsky*) sich ausdrückt, „vom Standpunkte der religiösen Moral accentuirte und zu dem Verdikte des Ver- brechens das in den damaligen Zeiten schwerwiegende Stigma der Sünde hinzugesellte. Unter solchen Umständen konnte füg- lich auch nicht einmal von dem Versuch eines Einwandes gegen den Vorwurf des Verbrechens die Rede sein, und finden wir auch, dass gerade bei einem nach dem kanonischen Rechte beurtheilten Falle von Todtschlag im Jahre 1209 von Papst Innocenz III. aus- drücklich ein gerichtsärztliches Fachurtheil verlangt wurde, so ist bei den reichen Strafbestimmungen des kanonischen Rechts gerade gegen den Kindesmord selbst unter Berücksichtigung des Motives der Noth und Schande wohl niemals ein solches Fachurtheil im Falle dieses Verbrechens zu erwarten gewesen. Erst in der peinlichen Halsgerichtsordnung Carl's V. im Jahre 1532 und in deren Vorläufer, in der Bambergischen Hals- gerichtsordnung vom Jahre 1507, finden wir die ausdrückliche Forderung eines fachwissenschaftlichen Gutachtens ausser in Fällen von Tödtungen, Kunstfehlern und anderen Verbrechen ganz spe- ciell auch in Fällen von Kindesmord. Hier erst haben wir es also mit einem geordneten Rechts verfahren zu thun, bei dem das richterliche Urtheil von dem fachmännischen gesetzlich Gebrauch macht. Jetzt konnte wenigstens ein Einwand zur Geltung ge- bracht werden, der in den Vorgängen der Geburt selbst begründet ist, und fast könnte es scheinen, als ob man sich damals schon in der That um solche Dinge kümmerte, da es das Gesetz ja aus- drücklich verlangte, in solchem Falle eine Hebamme zu Rathe zu ziehen — „durch die Hebammen oder sunst weither erfarung geschehe —, wobei, wie aus dem „sunst weither hervorgeht, auch die Zuziehung ärztlicher Sachverständiger wenigstens mög- lich gemacht war. Allein es handelte sich in solchem Falle wohl meistens nur um die Constatirung von Schwangerschaftszeichen und Geborenhaben, weniger um die Vorgänge bei der Geburt selbst. Daher sind diese wohl auch niemals zur gerichtlich-medi- cinischen Erörterung gelangt. In Bezug auf die Geburtsvorgänge gab es damals zwar schon Janovsky, die geschichtliche Entwickelnng der gerichtlichen Medicin. Maschka's Handbuch der gerichtlichen Medicin. I. Band pg. 21.