Über einen Fall von primärem Tubenkarzinom mit Bildung einer karzinomatösen Tubo-parovarialcyste / von Theodor Rossinsky.

  • Rossinsky, Theodor, 1886-
Date:
1910
Catalogue details

Licence: In copyright

Credit: Über einen Fall von primärem Tubenkarzinom mit Bildung einer karzinomatösen Tubo-parovarialcyste / von Theodor Rossinsky. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by The Royal College of Surgeons of England. The original may be consulted at The Royal College of Surgeons of England.

    21/34 (page 19)
    Bei der inneren Untersuchung solcher Tubenkarzinomen liel zu- weilen die feste Konsistenz und der höckerige Bau des Tumors auf, infolge davon wurde eine Diagnose auf Myom gestellt, so auch in unserem Falle. Das erklärte sich später dadurch, dass die Tube stark verdickt und zweimal gebogen war. In anderen Fällen beobachtete man prall-elastische Konsistenz, auch Beweglichkeit des Tumors wird angegeben. Der Sitz des Tumors ist meistens einseitig. Doppelseitige Tubenkarzinome kommen in 36 auf 100 Fälle (Doran) vor. Für den flüssigen Inhalt des Tumors gilt dasselbe, was wir schon über den Ausfluss gesagt haben. Manchmal sind die erweiterten Tuben voll- kommen mit Neoplasma ausgefüllt (Fälle von Kehrer, Boxer), ohne dass man dabei einen flüssigen Inhalt fand. Alle diese anamnestischen und objektiven Angaben zeigen uns, dass wir zur Erkennung der Natur der Tubenerkrankung als ein primäres Karzinoms ausserordentlich wenig charakteristische Kenn- zeichen besitzen, und in der Tat finden wir unter den in der Literatur existierenden Fällen nur einmal eine sichere (Falk) und zweimal eine wahrscheinliche Diagnose (Falk, Graefe). Meistens wird die Affektion als ein entzündlicher Adnextumor diagnostiziert, zuweilen werden auch Ovarialtumoren und auch Myome vermutet. Im Falle von Benthin hat man ein cystoma parovarii (?) angenommen. Boxer betrachtete seinen Fall als carcinoma ovarii und Lwoiv28) als carcinoma uteri (?). Von einigen Autoren wurden folgende differentialdiagnostische Momente, die unter Umständen eine richtige Diagnose stellen lassen, angegeben. Zunächst ist die schon von Falk4) mit Erfolg angewandte Punktion der Tube zu erwähnen. Nach Kehrer ist nämlich das Vorhandensein eines hämorrhagischen Exsudates in der Tube, in wel- chem auch Karzinomzellen suspendiert sein können, für ein Tuben- karzinom durchaus charakteristisch. Dagegen ist einzuwenden, dass solche Probepunktionen bereits früher von Jacobsen8) und auch von Bekam gemacht wurden, ohne dass sie etwas positives gefunden hätten. Schon Bekam betont, dass die Probepunktion nur unter gewissen tech- nischen Bedingungen möglich ist, z. B. wenn der Tumor dem Vaginal- gewölbe anliegt. Es hängen ferner die Besultate einer Punktion oft von anderen Zufällen ab, und ausserdem kommt es vor, dass ein hämorrhagisches Exsudat in der Tube überhaupt nicht zu finden ist. Pas zweite Moment, welches nach Kehrer auf Malignität des Tumors deuten lässt, ist die ^zunehmende Verwachsung des im Douglas befind- lichen Tumors mit der Umgebung.« Über diesen letzteren Umstand findet man in der Literatur keine weiteren Angaben, und auch dies setzt eine längere Zeit der Beobachtung voraus. Doran, der über