Der Zusammenhang gewisser Lungenkrankheiten mit primären Rippenknorpelanomalieen / von Wilhelm Alexander Freund.

  • Freund, W. A. (Wilhelm Alexander), 1833-1918.
Date:
1859
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Credit: Der Zusammenhang gewisser Lungenkrankheiten mit primären Rippenknorpelanomalieen / von Wilhelm Alexander Freund. Source: Wellcome Collection.

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    89) Dr M., ein junger mir sehr genau bekannter College, im 22 Jahre, fing vor IV2 Jahren über Kurzalhmigkeit zu klagen an- dieselbe nahm bei Bewegungen leicht zu und war mit einer auffallend starken Neigung zu Lungencatarrhen nach geringen Veranlas- sungen, bei denen sich manchmal blulstreifige Sputa zeigten, und mit temporären dyspeplischen Beschwerden verbunden. In der Furcht, die bei der bekannten Leichtgläubigkeit junger Mediziner in Bezug auf An- dichtung eigener Leiden leicht erklärlich ist und in der er noch von Andern bestärkt wurde, an den physikalisch noch nicht nachweisbaren Anfängen der Lungentuberkulose zu leiden, wurde tüchtig mit Oleum jecoris gearbeitet. Dies steigerte nur die Dyspepsie ohne das Grundübel zu entfernen oder irgend zu vermindern. — Die Besichtigung seiner Brust belehrte uns bald über sein Leiden. Es zeigte sich eine starke Vorwölbung des 2. und 3. rechten Rippenknorpels, so dass das Sternum an dieser Stelle sowohl erhoben als auch nach vorn und etwas links hinüber geschoben war; diese Knorpel und ihre Rippen standen in dauernder Inspiralionsslellung, waren auf ihrer Oberfläche ungleichmäs- sig, rauh anzufühlen und Hessen sich nur schwer etwas nach hinten drücken. Eine geringe Vorwölbung hatte an dem 2. und 3. Knorpel der linken und dem 4. der rechten Seite statt. Der Percussionslon dieser Stellen war sehr voll und das Athmungsgeräusch äusserst unbestimmt und verwischt. Später stellte sich die Volumsvermehrung und Wölbung dieser Knorpel noch deutlicher heraus und befiel auch die übrigen Rip- penknorpel, so dass wir hier eine wahre partiell vorschreitende starre Dilatation des Brustkastens vor uns hatten. Mit diesen Erscheinungen stellten sich auch die objektiven und subjektiven Symptome des Emphy- sems immer deutlicher heraus. — Die Neigung der obern Apertur be- trug 25; der grade Durchmesser 13 Ctm. 5 Mm. Ich rieth dem Collegen zunächst streng überwachte und häufige Exspirationsübungen zu machen. Diese mit medizinischem Bewusstsein angestellt und üeissig geübt ergaben sehr gute Resultate. Er ist schliess- lich im Stande in der Exspiration die vordere Brustwand sehr bedeu- tend einwärts zu ziehen, wobei er besonders im Anfange deutlichen Schmerz in den Ansätzen der Rippenknorpel am Brustbein und an der Rippe fühlte, und die auf solche Exspiration folgenden Inspirationen lassen nicht mehr, wie früher, den quälenden Lufthunger zurück. Ihm ist, wie er sich ausdrückt, dabei die Exspiration der primäre und mit Muskelkraft geübte Respirationsact; die Inspiration der secundäre, we- niger Muskelkraft erfordernde und elastisch unterstützte. — Kalte Wa- schungen haben die Neigung zu Calarrhen beseitigt und Haut und Mus- keln erfrischt und erkräfligt.