Wie sind die Seelenstörungen in ihrem Beginne zu behandeln ? : eine von der "deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und gerichtliche Psychologie" mit dem vollen Preise gekrönte Abhandlung / von A. Erlenmeyer.

  • Erlenmeyer, Adolph Albrecht, 1822-1877
Date:
1860
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Credit: Wie sind die Seelenstörungen in ihrem Beginne zu behandeln ? : eine von der "deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und gerichtliche Psychologie" mit dem vollen Preise gekrönte Abhandlung / von A. Erlenmeyer. Source: Wellcome Collection.

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    Dieses ist nicht eine vereinzelte Klage einer Irren-Anstalt über eine Kaltwasserheil-Anstalt, sondern wir haben das überall bei allen Irren-Aerzten gehört, und .die Literatur hat über diesen Gegenstand schon manche Klage nachzuweisen. Es ist so weit gekommen, dass von einzelnen Irren-Aerzten der Vorschlag gemacht wurde, in den Tabellen über die Aetiologie der Seelenstörungen und besonders des Blödsinns als eine besondere Colonnc „die Iialtwassercur“ aufzunehmen. Leider findet man in den meisten Irren - Anstalten eine grosse Menge solcher Opfer der Kaltwasserbehandlung, die uns gegen diese Methode aufzutreten zwingen, damit endlich die WahrheR gehört und befolgt werde. Wir wollen übrigens auch gegen einzelne Hydropathen gerecht sein, die diesen Unfug nicht in gleicher Weise treiben, welche die Bedeutung und Wirkung des kalten Wassers richtig erfassen und entweder alle Seelengestörlen als für die Kaltwasserbehandlung un- geeignet zurückweisen, oder aber die ihnen übergebenen Seelenge- slörten mit weniger ergreifenden Mitteln behandeln. Wenn auch bei einer solchen gelindem und mehr rationellen hydropalhischen Behandlung wenigstens die rasche Entwickelung des Blödsinns nicht beobachtet wird, so ist doch im Ganzen das Ver- fahren nur eine halbe Massregel, durch welche eigentlich Nichts gefördert wird, aber in sehr vielen Fällen die günstigste Zeit für eine zweckmässige Behandlung dahingeht, ohne dass irgend ein erfolg- reicher therapeutischer Eingriff vorgenommen wird. Diese letzeren Anstalten schaden daher weniger, aber sie nützen auch nicht, we- nigstens nicht direct durch ihre Therapie, höchstens durch einen ge- wissen Grad von Ueberwachung und Hausordnung, höchstens indirect dadurch, dass der Kranke ein Asyl hat, welches ihn den Nach- theilen seiner bisherigen Verhältnisse entzieht und eine gewisse geistige Ablenkung bietet. Es ist einleuchtend, dass, wie schon ge- sagt, die Fälle wirklicher Genesung im Ganzen unter diesen Umständen sehr orerino sind, wie wir durch viele Zusammenstellungen beweisen könnten, aber nichts desto weniger schreit es doch ganz ungewöhn- lich, wenn einmal ein Seelengestörter „durch die Entfernung von den häuslichen Verhältnissen geheilt“ aus einer Kaltwasserheil-Anstalt hervorgeht, und der Eine zieht dann gewöhnlich eine grosse Masse von Fällen nach sich. Solche vereinzelte „Genesungen“ wirken mehr beim Publikum als alle die zahlreichen „Heilungen“ der Irren-Anstalten.