Die Anstalten der Stadt Berlin für die öffentliche Gesundheitspflege und für den naturwissenschaftlichen Unterricht / zusammengestellt von den städtischen Behörden ; redigirt von Rudolf Virchow und Alb. Guttstadt.

  • Berlin (Germany)
Date:
1886
    Inlial t. Seite I. Der Boden Berlins und seiner Umgegend 1 — 12 (Hierzu Tafel 1) II. Allgemeine Höhen- und Wasserverhältnisse der näheren und weiteren Umgegend Berlins 13 — 26 Pegelstände, Wassermengen, Breitenabmessungen 23— 26 III. Der Grundwasserstand (Hierzu Tafel 2) 27 — 33 IV. Das Klima und die Bodentemperatur 33 — 40 (Hierzu Tafel 3) V. Das statistische Amt und die Bewegung der Bevölkerung .... 41 — 73 1. Die Entwickelung der Arbeiten des statistischen Amtes ... 41—52 2. Die Materialien ftlr die Arbeiten des statistischen Amtes . . 52 — 54 3. Statistische Angaben über die Bewegung der Bevölkerung . . 55 ^— 70 4. Graphische Darstellungen und zugehörige Tabellen 70 — 73 (Hierzu Tafel 4 u. 51 VI. Die städtische Annenpflege 74 — 90 Die durch die Armendirektion geübte Wohlthätigkeitspflege . 88— 90 VII. Die städtische Waisenpflege 90 — 101 1. Das Waisendepot 94 — 96 2. Die Kostpflege in Familien 96— 97 3. Die Waisen-Erziehungsanstalt zu Rummelsburg ..... 98 — 100 VIII. Die städtischen Kranken- und Irrenanstalten 102 — 173 1. Das städtische Krankenhaus Moabit . ^ 102—^122 2. Das städtische allgemeine Krankenhaus Friedrichshain . . . 122 — 148 Das Pflegerinnenliaus im städtischen Krankenhause. Friedrichs- hain 145 —148 3. Die städtische Irren- und Idiotenanstalt zu Dalldorf .... 148 — 173 IX. Die erste öffentliche Desinfektionsanstalt der Stadt 174—184 .X. Die Siechcnhäuser, Hospitäler und Alterversorgungsanstalten . . 185 — 203 XI. Das städtische Arbeitshaus zu Rummel.sburg und die beiden Asyle für Obdachlose 204 — 207 XII. Das städtische Strassenreinigungswesen 208 — 234 1. Die Strassenreinigung 208 — 227 2. Die Stras.senbesprengung 227 — 234 XIII. Die Wasserversorgung und die städtischen Wasserwerke .... 235 — 253 XIV. Die Kanalisation 254 267 XV. Die Rieselfelder 267 272 XVI. Der Central-Vie.h- und Schlachthof 272 292 XVII. Die städtische bMeiscliscIiau . . 293 302 Die städtische. Impfanstalt 4(>2
    Belte XVIII. Die Markthallen '^2 317 1. Allgemeine Nachrichten *^02 3t)9 2. Bauliche Beschreibung (Siehe auch H. 400) 300 317 XIX. Die städtischen Badeanstalten 318 320 XX. Die Beleuchtung und die städtischen Oasanstalten 321 328 XXI. Die städtischen Parkanlagen, der botanische SchulgarUm und der städtische Friedhof in Friedrichsfelde 320 335 XXII. Das städtische Schulwesen 335 — 380 1. Die dem naturwissenschaftlichen Unterricht dienenden Ein- richtungen und Sammlungen bei den städtischen höheren Schulen 336 — 365 2. Das Schulmuseum • • 365 — 366 3. Die Heizungseinrichtungen im Leibniz-Gymnasium 366 — 371 4. Das Gymnasium an der Pankstrasse 371 —375 5. Die Gemeindeschule an der Bergmannstrasse 371 u. 376/77 6. Das städtische Turnwesen 377 383 7. .Die städtische Blindenschule 383 385 8. Die städtische Taubstummenscliule 385 — 386 XXIII. Die Fürsorge für erkrankte Arbeiter 386 300 Anlagen: 1. Genereller Situationsplan der Radialsysteme, Druckrohrleitungen und Rieselfelder. 2. Plan von Berlin. —
    (Siehe Taf. 1.) jVEehr al s irgend eine andere Gegend des norddeutsclien Flach- landes ist die Umgegend von Berlin sowohl in oro- als in hydro- graphischer Hinsicht und damit in untrennbarem Zusammenhänge auch betrefts ilmes geologischen Baues nur zu verstehen als Theil eines grossen Ganzen, als Theil eben dieses ausgedehnten Tief- landes, von welchem sie, wie sich in der Folge ergeben wird, einen gewissen natiu-gemässen Mittelpunkt bildet. Einen solchen bildet sie nicht sowohl durch ihre centrale Lage, welche immerhin angefochten Averden könnte, als namentlich durch die Avellige, von grossen und breiten Thälern durchfurchte Ober- flächenform dieses nach dem Vorgänge Girards, des im Uebrigen gerade um das Verständniss Norddeutschlands so verdienten Forschers, laischlich so häufig als Ebene bezeichneten Tief- oder Flachlandes*). Schwankt doch allein schon in der Berliner Gegend auf eine Er- streckung von etwa 4 Meilen (nach Werneuchen mid Hirschfelde zu), also in einem verschwindend kleinen Thoile desselben, der Wechsel der Höhen zAvischen 05 und 420 Fuss Meereshöhe. Die bedeutendsten Flüsse der Gegend von Berlin sind gegen- wärtig Havel und Spree, aber man ist kaum im Stande, von einem Fhisssy.stem der Havel, noch weniger aber der Spree zu *) Dr. Heinrich Herghaus hezeichnet in seinem noch unübertrofTenen Laiulhucli der Mark Brandenburg (S. 147) den „Charakter der Trennung und Spaltung in Hocli und Tief“ als den „ürundtypus in der Oherflllchengestaltung der Mark“. 1
    si)rechen. Beide sind Freimllinye in dein orösHten d'lieile der von ihnen lieiite durelitiossenen Thäler. Namentlich die Spree nimmt sieh in dem gi’ossen, nur anf einen Brnchtlieil seinei Bän^e \on ihrem Unterlauf durchhossenen ddiale aus, ich möchte sagen, wie eine Maus im Käfig des entflohenen Löwen. Alles deutet im norddeutschen ddeflande und besonders in der Berliner Gegend auf ganz aiLssergewöhnliclie Mhissermassen, welche hier ilne Spiu’en zm'ückgelassen haben. Wo diese Wassermassen hergekoinmen, wie viel zu der Richtung der von ihnen ausgewaschenen Hauptthäler die dm*ch Boden- schwankimgen innerhalb der festen Unterlage und in der darübei liegenden Decke loser Bildungen hervorgebrachten Unebenheiten bei- getragen haben, das muss an dieser Stelle uneröi*tert bleiben, weil es unvermeidlich zu einer Entwicklung einerseits der ganzen Glet- scher-Drift-Theorie, andererseits der im Gebirgsbau Nord- und Mitteldeutschlands zum Ausdruck gekommenen verschiedenen Hebungs Systeme füluen ■würde. Hier zu besprechende Thatsache bleibt aber eben die auf ganz aussergewöhnliche Wassermassen deutende Erosion. Das von diesen gewaltigen Wassermassen gebildete, in den liinter- lassenen Thälern zu erkennende Fluss- bezw. Stromsystem war ein den heutigen Verhältnissen sehr wenig entsprechendes, ja vielfach vollkommen entgegengesetztes. In der grossen Einsenkmig, so zu sagen dem Haupt-Wellenthale der norddeutschen Oberflächen-Weilen zAvischen dem mecklenbui gisch- pommersch-preussischen Höhenzuge einerseits und dem Wäining mit seiner östliclien Fortsetzung andererseits lassen sich, aus jeder guten topographischen bezw. orographischen Karte deutlich erkennbar, drei gewaltige Thäler unterscheiden*), welche man diesem ihrem Verlaufe gemäss als das Glogäu-Baruther, das V arschau-Berlinei und das Thorn-Eberswalder Hauptthal oder der Kürze halber und speciell für die Berliner Gegend als das Baruther, Berlinei und Eberswalder Hauptthal bezeichnen kann**). Alle drei Veränderungen vereinigen sich — die als Zwischenstadien späteiei zu betrachtenden heutigen grossen Querverbindungen *) Zeitschr. d. d. geol. Ges. XXXI, 1879, S. 18. **) Geognostische Beschreibung der Umgegend von Berlin. Bd. VIII Heft l der Abhandlungen zur geologischen Specialkarte von Preussen und den thüringischen Staaten. In Coinmiss. h. Paul Parey, Wilhelmstrasse.
    vor der Hand ausser Aclit gelassen — in den weiten IMoorniede- rungen des Havelluclies und bilden vereint das weite untere Elbthal, d. li. den eigentlichen Urstrom Norddeutschlands, Die Stadt Berlin liegt zwar nur in dem einen, dem mittelsten, dieser Thäler, an der Oberflächenbildung der Berliner Gegend nehmen aber alle drei Hauptthäler in sofern wesentlichen Antheil, als sie sich hier, kurz vor ihrem Vereinigungspunkte, bereits auf Avenige Meilen einander genähert haben. Hierin wie ganz besonders auch in dem Umstande, dass die Gegend von Berlin auf der ganzen Länge des mittleren der drei Urströme, ja überhaupt von Warschau bis hinab nach Hamburg, Aveim nicht durclnveg die engste, so doch die für einen Uebergang günstigste Stelle über dieses grosse Läng.sthal war und somit die Haupt-Verkelu-sstrassen zwischen Süd und Nord hier im Mittelpunkte der Mark sich schaarten, düi-fte denn auch der erste, man könnte sagen, bodenAA'üchsige Grund für die allmählig immer grösser geAvordene Bedeutung Berlins gegeben sein, ein Grund, zu Avelchem alle historischen, commerciellen wie politischen Gründe erst in zweiter Reihe hinzutraten. Ist doch bei einer g-rossen Anzahl und zAvar gerade der bedeutenderen Städte diese Entstehung aus einer ursprünglichen Fälirstelle historisch geradezu nachweisbar und in älterer Zeit, avo nicht nur der Fluss, sondern weit mehr die Ver- sumpfungen und Dickichte in den Flussniederungen den Verkehr hinderten, auch um so erklärlicher, weil nicht nur die Ueber- tähr über den Strom, das Stellen Amn Vorspann u. dgl., sondern auch die sonstigen Bedürfnisse der bei ungünstiger Jahreszeit oft tagelang zu unfreiAvilliger Rast genöthigten Menschen einen leb- hafteren Verkehr und immer zahlreichere Ansiedelungen zm* Folge haben mussten. So eidullt die Stadt die ganze, immerhin jedoch noch über ' 2 his ^ 4 Meilen breite Thalenge zwischen dem Friedrichshain im Norden und der Hasenhaide im Süden. Erst seit Anfang der TU*"*' Jahre diesas Jahrhunderts, als Berlin nnt einem Schlage zur Weltstadt wurde, begann es auch diese von der Natur gezogenen Grenzen zu überschreiten und sich beiderseits mit seinen 13auteii auf die Höhe hinauf zu ziehen. Den näheren Verlauf der 3 Hau})tthäler im Bereiche der Avei- teren Umgegend Berlins giebt auf Grund der im vergangenen Jahre von der Königl. geologischen Landesanstalt herausgegebenen „Geo- 1*