Durch mangelhafte Ernährung bedingte Erkrankungen des Nervensystems / von Edward Mellanby.

  • Mellanby, Edward, Sir, 1884-1955
Date:
[1937?]
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Credit: Durch mangelhafte Ernährung bedingte Erkrankungen des Nervensystems / von Edward Mellanby. Source: Wellcome Collection.

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    einander abweichen. Wenn wir die subakute, kombinierte Dege¬ neration des Riickenmarks ausschlieBen, die sicberlicb einer anderen Gruppe angehort und, wenigstens primar, anscbeinend nicbt auf einer mangelbaften Ernahrung beruht, so bestebt kaum noch ein Zweifel, daB die anderen Krankheiten, die Pellagra, der Lathyrismus nnd der konvulsive Ergotismus auf Fehler in der Erndhrung zuruckzufiihren sind. Wir wollen nun die gemeinsamen Faktoren suchen, die diese Storungen herVorrufen. Pellagra findet man gewohnlich bei Leuten, die viel Mais essen, Lathyrismus bei solchen, die von Lathyrus-Erbsen leben, und zwar besonders von den in Indien ,,Akta“ genannten. Der konvulsive Ergotismus ist, wie allbekannt, mit dem Genusse von Brot verbunden, das aus Poggen gebacken wurde, der mit dem Pilze claviceps purpurea infiziert ist. Im Ealle des ergotinisierten Roggens besteht wenig Zweifel, daB die Entstehung des konvulsiven Ergotismus mit einer spezifischen toxisclien Substanz verbunden ist. Beim Lathy¬ rismus spricht manches dafiir, daB die Lathyruserbse ein solches toxisches Agens enthalt, der sichere Beweis steht aber noch aus. Ebenso ist es wahrscheinlich, obwohl die Beweismittel auch hier nur gering sind, daB das Syndrom der Pellagra von einer toxischen Substanz im Mais abhangig ist. Die aktiven toxischen Agentien in den genannten drei Fallen sind, wenn iiberhaupt vorhanden, ohne Zweifel verschiedener Art, und dies kann gut erklaren, warum bei jeder dieser Erkrankungen verschiedene Teile des Nervensystems befallen werden und warum die Symptome Verscbieden sind. Andererseits leiden an diesen Krankheiten besonders Personen, die arm sind und deren Ernahrung qualitativ sehr beschrankt ist. Besonders ergreifen diese Krankheiten groBe Mengen der Bevolke- rung in Zeiten von Hungersnot und Diirre, d. h. dann, wenn die Beschrankungen der Ernahrung noch groBer sind als gewohnlich. Man kann deshalb a priori annehmen, daB diese Krankheiten (1) auf der Anwesenheit eines bestimmten neurotoxischen Agens be- ruhen, das in jedem Falle verschieden ist (beim Mais, bei der Lathyruserbse und beim ergotinisierten Roggen). Diese neuro¬ toxischen Agentien konnen aber nur dann ihren schadlichen Ein- fluB auf das Nervensystem ausuben, wenn ein schiitzender bio- chemischer Mechanismus infolge der mangelnden Zufuhr eines schiitzenden chemischen Korpers zusammengebrochen ist. Ich mochte nun einige Beweismittel experimenteller Art geben, die diese Hypothese stutzen konnten. Es handelt sich dabei keines- wegs um einen endgiiltigen Beweis, soweit die wahre Natur der diese Krankheiten normalerweise verhiitenden Nahrungsstoffe in Frage kommt, auch laBt sich liber die Art des neurotoxischen Agens noch nichts Genaues aussagen.