Uber angeborene Erkrankungen des Central-Nervensystems / von G. Anton.

Date:
1890
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Credit: Uber angeborene Erkrankungen des Central-Nervensystems / von G. Anton. Source: Wellcome Collection.

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    Auch auf diesem Gebiete ist unsere Kenntniss iusoferne mangelhaft, ah wir fest nie die Erkrankung selbst, sondern nur deren Folgen als lEntwicklungsstörungen zur Untersuchung bekommen, ' Die Functionsstörungen und Symptome, welche durch letztere gesetzt (werden, können bei der Geburt und der ersten Lebenszeit latent sein, gewissermassen eine potentielle nicht actuelle Störung bedingen, die erst später zum Ausdrucke kommt; denn das Gehirn ist bekanntlich auch nach der Geburt nicht voll entwickelt, und die einzelnen Bahnen und Centren werden erst in einer gewissen Reihenfolge brauchbar zur Mit- bctheihgung bei den Leistungen dieses Organons. »Es war eine Zeit, wo der Nachweis, dass eine Krankheit angeboren ist, zugleich für einen genügenden Aufschluss über das Wesen derselben gehalten wurde«, klagte Gowers. Auch in der Psychiatrie, wo die Reihe der Symptome einer Krankheit oft Jahrzehnte auseinanderhegt, hat man seit langem der Nöthigung Rech- nung getragen, den Beginn und Ursprung mancher Erkrankung bis zur Geburt und noch weiter zurück zu verlegen, und bei vielen derselben sich allzu genügsam mit den Worten Disposition und Heredität begnügt. Nach dem eingangs Gesagten nun erschien es mir sehr wünschens- werth, einen belehrenden Fall angeborener Gehirn-Rtickenmarkserkran- kung mit Mikrocephalie genauer zu untersuchen und zu erläutern, dessen Bearbeitung mir durch die Güte und Förderung des Herrn Obersanitäts- rathes Profess. Dr. Weichselbaum ermöglicht wurde. Das davon betroffene Kind hatte ich eine Zeit vorher mit gütiger Erlaubniss des Herrn Primarius Dr. v. Heim im hiesigen Josefs- Kinderspital untersucht und der k. k. Wiener Gesellschaft der Aerzte vorgestellt.*) Die Daten waren damals folgende: Josefa St lömonatliche Bauerntochter, ist das vierte Kind völlig gesunder Eltern. Zwei von diesen Kindern starben in früher Jugend an nicht festzu- stellenden Krankheiten; eines lebt und ist gesund; die Mutter gibt an, dass alle ihre Kinder wohlgestaltet waren bis auf das vorliegende. Das Kind wurde am normalen Ende der Schwangerschaft geboren, die vom ersten Drittel an durch Unterleibsschmerzen, die sich namentlich bei Bewegungen und Anstrengungen bemerkbar machten, gestört war; erst drei Tage nach der Geburt hörten diese Schmerzen auf. Das Kind kam in Gesichtslage zur Welt, die Geburt ging trotzdem besonders leicht und schnell von statten; gleichzeitig aber ging auch eine viel kleinere todte Frucht mit ab, nach Schätzung der Hebamme