Die chemischen Vorgänge bei der Krebskrankheit / von Ferdinand Blumenthal.

  • Blumenthal, Ferdinand.
Date:
1910
Catalogue details

Licence: In copyright

Credit: Die chemischen Vorgänge bei der Krebskrankheit / von Ferdinand Blumenthal. Source: Wellcome Collection.

    7/70 (page 367)
    I. Die chemisch biologischen Eigenschaften der malignen Tumoren. 1. Krebstoxine und Krebsgifte. Seitdem Friedrich Müller (2) gezeigt hat, dass vorgeschrittene Krebs¬ kranke auch bei ausreichender Ernährung an Gewicht abnehmen, wurde all¬ gemein angenommen, dass die Krebskachexie durch ein spezifisches Gift hervorgerufen wird, das aus der Krebsgeschwulst stammt. Insbesondere sind es die Anhänger der parasitären Theorie, welche diese Anschauung vertreten. Sie glauben, dass der Krebserreger ähnlich wie z. B. der Diphtheriebazillus ein spezifisches Toxin absondert, welchem die Intoxikationserscheinungen bei der Krebskrankheit zur Last zu legen wären. Ihre Grundlage hat diese Idee in dem Bilde der Krebskachexie und Anämie, in der von Riess (3) und Senator (4) zuerst beschriebenen Tatsache, dass Ivarzinomatöse häufig unter dem Bilde des Koma zugrunde gehen. Um so eher wurde an ein solches Krebstoxin gedacht, als Oppenheim (5) bei einer im Koma ver¬ storbenen Krebskranken keine lokalen Erkrankungen im Gehirn feststellen konnte. Georg Klemperer(6) injizierte das Blutserum von Krebskranken Hunden und fand eine bedeutende Steigerung des Eiweissumsatzes. Diese Vermehrung des Eiweissumsatzes, welche nach Injektion von Blut Gesunder nicht erzielt werden konnte, ist aber nicht spezifisch für die Krebs¬ krankheit. Auch das Blut anderer Kranken ruft oft die gleiche Erscheinung hervor. Grif fits ,(7) stellte aus einem Carcinoma uteri eine giftige Base dar, die kleine Tiere unter Fiebererscheinungen tötete. Castelli (8) fand im Harn im kachektischen Stadium eine äusserst giftige Substanz, die er Krebs¬ toxin nannte, und deren Injektion das klinische Bild und die Anämie der Krebskranken erzeugen sollte. Ewald und Jacobson (10) fanden Ptomaine nach der Briegersehen Methode in 2 Fällen von Magenkrebs, desgleichen Albu (11) im Urin. Kulneff (9) konstatierte Äthylendiamin in den Fäzes und in dem Erbrochenen eines Kranken mit Magenkrebs. Das sind aber nur einzelne Befunde, die schon dadurch an Bedeutung für das Krebsproblem verlieren. Adamkiewicz (12) extrahierte aus den Krebszellen eine giftige Substanz, die er Kankroin nannte, die sich aber spater als identisch mit dem Neurin erwies. Schon Fr. Müller (2) hat sich vergeblich bemüht Gifte in den Krebs¬ geschwülsten nachzuweisen. Dann habe ich eine grosse Reihe von Unter¬ suchungen angestellt behufs Isolierung von giftigen Körpern aus menschlichen Krebsgeschwülsten. Glycerinextrakte, wässerige Extrakte aus den verschieden-