Die neuern Arzneimittel, ihre physischen und chemischen Eigenschaften, Bereitungsweise, Wirkungen auf den gesunden und kranken Organismus und therapeutische Benützung / Von Victor Adolf Riecke.

  • Riecke, Victor Adolph, 1805-1857.
Date:
1840
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Credit: Die neuern Arzneimittel, ihre physischen und chemischen Eigenschaften, Bereitungsweise, Wirkungen auf den gesunden und kranken Organismus und therapeutische Benützung / Von Victor Adolf Riecke. Source: Wellcome Collection.

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    so musste mit jedem Wechsel in den Ansichten der Chemiker über die Zusammensetzung einer Gruppe von zusammenge¬ setzten Stoffen ein neuer Schwall von Namen über die Ma- teria medica hereinbrechen. So ist es in einer Verhältnisse mässig sehr kurzen Zeit so weit gekommen, dass es bei manchem Heilstoffe ein Leichtes ist, ein Dutzend, ein Zwanzig und noch mehr verschiedener, wirklich üblicher Namen des¬ selben aufzuzählen, und dass viele Ärzte sich in dieser baby¬ lonischen Sprachenverwirrung nicht mehr zurecht zu finden wissen. Diese Verwirrung ist um so grösser, als öfters ein und derselbe Namen nach verschiedenen Nomenklaturen ver¬ schiedene Heilstoffe bezeichnet. So ist z. B. der Name Kali carbonicum ein ganz zweideutiger Ausdruck geworden. Wir Deutsche bezeichnen damit gewöhnlich das seit langen Zeiten als Arzneimittel gebräuchliche einfach-kohlensaure Kali, dem man die höhere Säuerungsstufe, die erst neuerlich in den Arzneimittelschatz aufgenommen worden ist, als Kali carbo¬ nicum acidulum, säuerliches kohlensaures Kali entgegensetzt. In Frankreich aber nennt man nicht selten das letztere Prä¬ parat (das doppelt-kohlensaure Kali) Kali carbonicum, und unser Kali carbonicum dagegen Kali subcarbonicum. Letzte¬ rer Ausdruck sollte jedenfalls flir unzweideutig gehalten wer¬ den, und doch hat auch er wieder zu Missverständnissen Gelegenheit gegeben. Peschier empfahl das Sous-carbonate de Potasse (Kali subcarbonicum) als Kropfmittel; in der Über¬ setzung seiner Mittheilungen wurde dafür der Ausdruck »koh¬ lensäuerliches Kali“ gebraucht, nun aber glaubte man dieses kohlensäuerliche Kali als identisch mit dem säuerlichen koh¬ lensauren Kali ansehen zu müssen, und so fing man in Deutsch¬ land an, statt des in Wahrheit empfohlenen einfach-kohlensauren Kali’s das doppelt-kohlensaure gegen Kröpfe in Anwendung zu bringen. Nicht genug, dass durch an und für sich richtige Benennungen eine grosse Verwirrung herbeigeführt wurde, wird diese noch weiter dadurch gesteigert, dass viele Ärzte, die sich um die Fortschritte der Chemie wenig kümmern, sehr häufig ganz unrichtige Namen gebrauchen. So bezeichnen sehr angesehene Autoren den Liquor Chlori (Chlor in Ver¬ bindung mit Wasser) mit dem Namen Chlorsäure, der eine Verbindung von Chlor mit Sauerstoff bedeutet; häufig ge¬ braucht man statt Chlornatrum den Ausdruck Chlornatrium (— Kochsalz), ebenso statt chlorsaures Kali die Namen Chlor¬ kali oder gar Chlorkalium (= salzsaures Kali); öfters nennt man das Bromquecksilber fälschlicher Weise Bromas Mercurii oder Hydrargyrum bromicum anstatt Hydrargyrum bromatum oder hydrobromicum, ebenso das blausaure Kali, das blau¬ saure Zink Kali cyanicum, Zincum eyanicum anstatt Kali hy- drocyanicum, Zincum hydrocyanicum; nicht minder verwech¬ selt man häufig die blausauren und die eisenblausauren Salze mit einander, so das blausaure Zink mit dem eisenblausauren Zink, das blausaure Kali mit dem eisenblausauren Kaliu.dgl. Solcher Namensverwechslungen, die in vielen Fällen mit