Die neuern Arzneimittel, ihre physischen und chemischen Eigenschaften, Bereitungsweise, Wirkungen auf den gesunden und kranken Organismus und therapeutische Benützung / Von Victor Adolf Riecke.

  • Riecke, Victor Adolph, 1805-1857.
Date:
1840
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Credit: Die neuern Arzneimittel, ihre physischen und chemischen Eigenschaften, Bereitungsweise, Wirkungen auf den gesunden und kranken Organismus und therapeutische Benützung / Von Victor Adolf Riecke. Source: Wellcome Collection.

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    ausgezeichnetem Nutzen bei krampfartigen Uebeln der Säuglinge und grösserer Kinder. Ebenso empfiehlt es auch Biermann gegen Ecclampsia infantum in der Dentitionsperiode; die Rad. Artem. soll nach ihm bet kleinen Kindern in steigenden Gaben gebraucht werden; zuerst soll man gr. ß geben, nach einer Stunde gr. j, wieder nach einer Stunde gr. ij, welches meistens die letzte Gabe sein werde. Biese Steigerung scheint ihm nothwendig, damit die Krisis, die dieses Mittel so heilsam herbei- führe, nicht zu stürmisch eingeleitet werde. Sind die Kinder bald zwei Jahre alt oder darüber, so bedarf es nach Biermann dieser Steigerung nicht mehr, und man soll hier je nach der Heftigkeit der Zufälle alle Stunden gr. i — ij geben, ln den meisten Fällen, sagt er, werde auch hier die dritte Dosis hinreichen, um die Zufälle aufhören zu machen; wenn etwa eine krankhaft erhöhte konvulsivische Erregbarkeit noch fort- daure, so soll man die Artemisia in Gaben von I — 2 Gr. alle 2 Stunden ferner reichen, in der Gabe aber nicht über 2 Gr. steigen. Zufolge Bier- mann’S Beobachtungen bewährt sich das Mitte! als spezifisch besonders bei starken, wohlgenährten, vollsaftigen Kindern, welche den sogenann¬ ten Schauerchen bei der Dentition am meisten unterworfen sind, zumal wenn hier die Salivation zu gering ist, um das vorhandene Übermaass des Bildungsstoffes von dem Punkte der Zahnarbeit abzuleiten. Derselbe Arzt zog auch bei der Febr. nervosa stupida, in Verbindung mit Vater. oder Arnicablumen, die Beifusswurze! im Infus in Gebrauch. Endlich ist noch zu bemerken, dass Burdach die schweisstrei- bende Wirkung dieser Wurzel, auch ganz abgesehen von ihrer krampf¬ widrigen, für höchst beachtenswerth erklärt; sie übertreffe alle andere bekannte diaphoretische Mittel und wirke dabei doch ohne merkliche Er¬ hitzung und Beschleunigung des Blutumlaufes. Die diaphoretische Wir¬ kung sei unfehlbar, die antiepileptische bedingt. Selbst die abgewasche¬ nen Wurzeln, denen die letztere beinahe gänzlich abgehe, wirken noch sehr bald auf die Ausdünstung der Haut. Die Dosen, in welchen das Mittel zu reichen ist, ergeben sich schon aus dem bisher Vorgetragenen. Ohne Zweifel verordnet man die Arte¬ misia am besten in Pulverform, einfach für sich oder mit Zucker. Audi mag in manchen Fällen das Infus nicht unzweckmässig in Anwendung kommen. Dekokte aber erscheinen unpassend, insofern der vorzüglich wirksame Stoff der Beifusswurze! in dem ätherischen Öle zu suchen ist. Aus demselben Grunde möchte auch das Extractum radicis Artemisiae der österreichischen Pharmakopoe, das durch Abkoehung der Wurzel und nachherige Evaporation gewonnen wird, kein besonderes Vertrauen verdienen. Zu grösserer Beachtung empfiehlt sich das von Kölreutter In Vorschlag gebrachte 25. b. ARTEMISIAE VULGARIS RADICIS EXTRACTUM ALCOHO- LICUM; weistgefstf ges Bef fussWuraselextrakt* Dasselbe wird folgendermassen bereitet: Eine beliebige Menge der getrockneten und gepulverten Wurzel wird mit höchst rektifizirtem Weingeiste bis zu ihrer Überdeckung übergossen, bei gelinder Digestion ausgezogen, der Auszug abgegossen, filtrirt und in einer Retorte bis auf den dritten Theil abgezogen. Der Rückstand in der Retorte wird hierauf in einer Schale von Steingut