Die Erkrankungen des Rückenmarkes und der Medulla oblongata / von E. v. Leyden und Dr. Goldscheider.

  • Leyden, E. (Ernst), 1832-1910.
Date:
1897
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Die Erkrankungen des Rückenmarkes und der Medulla oblongata / von E. v. Leyden und Dr. Goldscheider. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by King’s College London. The original may be consulted at King’s College London.

    700/804 (page 662)
    Auf die Skoliose bei Morvan'scher Krankheit machten Broca, Prouff, Bernhardt zuerst aufmerksam: Morvan bestätigte sodann, dass sich dieselbe sehr häufig (etwa in der Hälfte der Fähe) finde. Die khnische Aehnlichkeit dieser Morvan'schen Krankheit mit der Syringomyehe fiel bald auf und während Morvan selbst mit einer Reihe von Autoren (z. B» Oharcot) an der Verschiedenheit beider Affectionen festhielt, mehrten sich andererseits die Stimmen, welche die Identität behaupteten. Diese unzweifelhaft nachgewiesen zu haben, ist das Verdienst der deutschen Forschung. Speciell waren es Bernhardt, dann Eoth und Broca, welche die üebereinstimmung nachwiesen. Morvan machte dagegen geltend, dass bei seiner Krankheit die trophischen Störungen an den Phalangen viel ausgesprochener seien, und dass die Sensibilitätsstörung sich auf alle Empfindungen der Haut bezögen, während bei der Syringomyehe die bekannte partielle Empfin- dungslähmung bestehe. Allein beide Momente sind nicht geeignet, eine scharfe Trennung ziehen zu lassen. Denn auch bei der Syringomyehe ist die Dissociation der Empfindungen nicht constant, vielmehr kann einer- seits das Schmerzgefühl erhalten, andererseits die Druckempfindung betheiligt sein. Ferner finden sich auch bei Syringomyehe schwere trophische Störungen. Hiezu kommt, dass bei der Morvan'schen Krank- heit die Berührungsempfindung oft nicht aufgehoben, sondern nur leicht beeinträchtigt ist. Auch durch anatomische Untersuchung ist der Be- weis der Identität geliefert. Joffroy und Achard fanden bei zw^ei Fällen von Morvan'scher Krankheit bei der Autopsie Syringomyehe, während Morvan vermuthet hatte, dass seiner Krankheit eine peri- pherische Neuritis zu Grunde liege, welche von einer Alteration des Hals- marks abhängen sohte. Auch Oharcot schloss sich später der Reihe derjenigen an, welche die Morvan'sche Krankheit mit der Syringo- myehe identificirten. Einige Autoren haben angenommen, dass bei der Morvan'schen Krankheit eine Syringomyelie mit peripherischer Neuritis bestehe (Gowers u. A.), im Hinblick auf zwei Obductions- befunde von Gombault und von Monod und Reboul. Allein Hoff- mann hat nachgewiesen, dass der Morvan'sche Symptomencomplex auch ohne peripherische Nervenveränderungen zu Stande kommen kann, während sich andererseits auch bei Syringom^yelie peripherische Nerven- veränderungen finden. Ho ff mann stellt den Satz auf: »Die Maladie de Morvan unterscheidet sich ebensowenig anatomisch von der Syringo- myelie wie klinisch.« Die Spinalganglien wurden von Joffroy und Achard, Hoffmann, Schlesinger untersucht, ohne dass ein pathologischer Befund erhoben wurde. Dass eine peripherische Neuritis zur Erzeugung der betreifen- den trophischen Störungen, wie man sie bei Syringomyelie und Morvan-