Der Conträrsexuale vor dem Strafrichter : de sodomia ratione sexus punienda de lege lata et de lege ferenda eine Denkschrift / von R. Freiherr v. Krafft-Ebing.

  • Krafft-Ebing, R. von (Richard), 1840-1902.
Date:
1895
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Credit: Der Conträrsexuale vor dem Strafrichter : de sodomia ratione sexus punienda de lege lata et de lege ferenda eine Denkschrift / von R. Freiherr v. Krafft-Ebing. Source: Wellcome Collection.

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    Ein hübscher Junge machte ihn ganz toll. Er kämpfte gegen seine conträre Sexualempfindung an, coitirte eifrig (aber ohne Genuss), in der Meinung sich „zurück¬ erziehen” zu können, da er jene für nicht angeboren hielt. Da Coitus ihn nicht befriedigen konnte, und er sich scheute, mit Männern intim zu werden, half er sich mit Masturbation. Seine Pollutionsträume drehen sich nur um junge Männer. Der Discuswerfer im Museum interessire ihn mächtig. Die Schön¬ heit der Venus von Milo vermöge er nicht zu begreifen. Cadetten, Fleischerjungen erregen mächtig seine Sinnlichkeit. Nur Männer ohne Bart ziehen ihn an. Sobald junge Männer, für die er früher schwärmte, Bart bekommen, haben sie keinen Reiz mehr für ihn. Nur seine Phantasie dränge ihn zum Manne, nicht ein eigent¬ liches Bedürfniss. Seine Libido sei gering. Wenn er sie befriedigen könnte, so würde dies im Sinne von Coitus inter femora sein. H. empfindet seinen Zustand peinlich. Er hat durchaus männ¬ liche Züge, männlichen Körper, reichlichen Bartwuchs. Genitalien gut entwickelt. Er ist schwer belastet, eine problematische Natur hat es zu nichts im Leben gebracht, hat einseitiges Talent für Musik, für die einfachsten Dinge des Alltagslebens aber kein Verständniss. Er hat selbst das Gefühl, „so eine Art moral insanity Natur” zu sein. Keine anatomischen Degenerationszeichen. Neurasthenia cerebrospinalis mässigen Grades. H. empfindet seine sexuelle Situation peinlich und möchte von ihr befreit werden. Beob. 8: Psychische Hermaphrodisie. Herr J., 36 Jahre alt, stammt von einem Vater, der ein Trunkenbold war. Sonst keine hereditär belastenden Momente. Eine Schwester des J. hat weiblichen Habitus, männlichen Charakter, verdächtige Damenfreundschaften und geht Herren aus dem Wege. Ein Bruder ist entschieden conträr sexual. Drei weitere Geschwister sind normal. J. erinnert sich bestimmt, dass er als vierjähriger Junge der Genitalien eines Mannes ansichtig ward und dass dieser Anblick mächtigen Eindruck auf ihn machte. In