Lehrbuch der speziellen pathologischen Anatomie.

  • Kaufmann, Eduard, 1860-1931.
Date:
1911
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Credit: Lehrbuch der speziellen pathologischen Anatomie. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University.

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    schneidbar (Osteomalacia flexibilis sivc cerea). In den schwersten Graden der Krweichnng stellen die Knochen förmliche häutige Schläuche dar, welche mit weichen pulpösen Massen gefüllt sind. In anderen Fällen erhalten sich noch dünne Schichten kalkhaltiger Substanz in der Rinde, wodurch die Knochen äußerst fragil werden (Osteomalacia fracturosa, fragilis) siehe Fig. 369. In den meisten Fällen kommt es nicht zu einer so hochgradigen Brüchigkeit oder Weichheit. Irgend ein prinzipieller Untersclüed zwischen 0. flexibilis und 0. fraditrosa, wie ilm Kilian annalnn, bestellt niclit. Beides kann ziisanunen vorliommen, oder Ivnoclien, die erst fragil, werden später flexibel. Die Flexibilitas ist oft aucli nur eine scheinbare, indem tatsächlich, ■wie in Fig. 369, die biegsamen Knochen zahbeiche Infraktionen zeigen. Die Veränderungen in den Knochen bei der echten Osteomalacie bestehen nicht, wie man früher annahm, einfach in einem halisterischen Knochenschwund, sondern es tritt in vielen Fällen zugleich eine leihafte, zunächst kalklos bleibende Knochenneubüdung auf. Resorptionsvorgänge si^ielen allerdings bei der echten Osteomalacie die überwiegend große Rolle. Dadurch werden die kaUvhaltigen Knochenbälkchen vom Rande her mehr und mehr entkalkt, so daß an ihre Stelle schließlich ein fibrilläres (mit Karmin sich färbendes) Bindegewebe tritt, das dann zerfällt und in den dadurch weiter werdenden Haversschen Kanälen und Markräumen untergeht. AVir sehen also wieder Abbau und Anbau, aber zum Unterschied von dem Verhalten unter physiologischen Verhältnissen tritt beides gleichzeitig oder nacheinander im Übermaß auf (v. RecMingliausen). Durch die lebhafte Tendenz zur Knochenneubildung erklärt sich auch die überraschende Tatsache, daß Frakturen bei Osteomalacischen oft mit üppiger, wenn auch kalkarmer Callusbildung heilen *). — Die Knochenneubildung kann so weit gehen, daß an großen Abschnitten des Skeletts der geschwundene alte Knochen ganz durch ein neues, zunächst kalkloses und später zuerst im (^'entrum der Bälkchen verkalkendes, dichtes, feinporiges, osteoides Gewebe ersetzt sein kann. Während hier ein völliger Umbau erfolgt, sieht man in anderen Fällen neben dem Schwund alten Knochens eine so lebhafte Anbildung von osteoidem Gewebe (S. 670 Bild Ij, daß sich, besonders an den Wirbellvörpern, aber auch an anderen Stellen (z. B. Femurhals, Becken, Sternum, seltener den platten Schädelknochen), ein fein-poriges, dichtes, bimssteinartiges Oefüge bilden kann. Diese innere Verdichtung des Knochens, die in den einzelnen Fällen sehr verschieden stark ist und oft zugleich eng verbunden mit Osteo- porose vorkommt, manchmal aber auch vollkommen vorherrscht, kann man als Enostose bezeichnen, während es durch Verdickung der Spinae und Tubera, da wo stärkere Muskeln, Sehnen und Ligamente ansetzen, zu einer Veränderung auch der äußeren Konfiguration des Knochens bis zur Bildung förmlicher Exostosen kommen kann {v. RecMinghausen). Die Resorptioiisvor?än?e bei der reinen, echten Osteomalacie werden, wie bereits betont warde, durch folgende Punkte charakterisiert: Einmal durcli das Auftreten der ,osteomala- *) Bei der senilen und marantischen Osteomalacie ist das nicht der Fall. Hier fehlt die lebhafte Knochenneubildungstendenz, und em guter TeU von dem, was sich scheinbar als entkalkt präsentiert, ist nur noch nicht verkalkt. Der senil-malacische Knochen bleibt stets porös, wird niclit dicht, wie es das Knochengewebe bei reiner Osteomalacie so oft werden kann.