Galens Schrift 'Ueber die säfteverdünnende Diät' / uebersetzt und mit Einleitung und Sachregister versehen von W. Frieboes und F.W. Kobert.

  • Galen, of Pergamum, 129-approximately 200.
Date:
1903
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Credit: Galens Schrift 'Ueber die säfteverdünnende Diät' / uebersetzt und mit Einleitung und Sachregister versehen von W. Frieboes und F.W. Kobert. Source: Wellcome Collection.

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    medicin noch heutigen Tages viel benutzt wird1), und zwar sagt man dort von der Holunderrinde, dass sie von oben nach unten abgeschält abführend, von unten nach oben abgeschält aber Er- brechen erregend wirke. In dieser naiven Anschauung liegt aus- gesprochen, dass diese Pflanze in frischem Zustande unzweifelhaft kathartisch wirkt. In getrocknetem Zustande ändert diese Pflanze ihre Wirkung, und darum weiss die jetzige Schulmedicin über die- selbe nichts. Betreffs der Zaunrübe ist zu bemerken, dass die Knollen derselben in frischem Zustande eine erhebliche Entzündung erregende Wirkung besitzen. Von dieser ist ja aber nicht die Rede, sondern von den jungen Sprossen, welche in Folge des Ge- haltes von nur Spuren der wirksamen Substanz höchst wahrschein- lich ein wirksames Abführmittel sind. Der in § 25 erwähnte Palmkohl wird noch heutigen Tages von manchen Völkern als Gemüse gegessen. § 26/7. Galen bespricht die Benutzung des Mohnsamens zu Brot und Backwerk. Bekanntlich enthält der reife Samen von den in unreifem Mohne enthaltenen wirksamen Bestandtheilen nichts mehr, sondern statt dessen reichliche Mengen von Mohnöl, welches selbstverständlich ein gutes diätetisches Kathartikum bildet. Die Angabe unseres Autors über die Wirksamkeit des Mohns bezieht sich auf unreife Samen. So finden bekanntlich capita papaveris immatura noch heutigen Tages als ganz schwaches Beruhigungs- mittel für kleine Kinder Verwendung. § 27. Anhangsweise kommt unser Autor vom Mohn als Schlaf- mittel auf ein anderes Schlafmittel, nämlich auf den Samen des Lattichs. Es ist bekannt, dass im Lattich erst im allerletzten Jahr- zehnt ein wirksames Princip hat nachgewiesen werden können. In der That ist dieses ein beruhigendes, aber seine Menge ist minimal. § 28. Galen warnt vor dem Sesamsamen, weil derselbe nicht verdünnend wirke, sondern dicke Säfte erzeuge. Diese seine An- nahme beruht wohl darauf, dass der Sesamsame in der That die Ernährung und das Körpergewicht nicht vermindert, sondern vermehrt. Bekanntlich kommen Hunderte von Centnern des daraus gepressten Oels z. B. in Form von Kunstbutter als Nahrungsmittel zur Verwendung. Die im Gegensatz dazu aufgeführten Samen, !) Historische Studien aus dem pharmakol. Institut der kaiserl. Universität Dorpat, herausgegeben von Professor R. Robert. Halle a. S. bei Tausch u. Grosse. Band IV, S. 6.