Beobachtungen und Versuche über die Ausscheidung der Harnsäure beim Menschen im physiologischen Zustande und in einigen Krankheiten, sowie unter dem Einflusse des Schwefelsauren Chinins / geschrieben pro facultate legendi von H. Ranke.

  • Ranke, Hans.
Date:
1858
    ©ä'^renb nämlirf; an 4 DIovniQ^Stagen im 50?ittel 0,792 ®rm. ^arnfäuve au4i3cfd;ieben tourben, berechnet \iä) ba« TlitM au« beit 2 6f)inin-^agen auf 0,658 @vm. SOBiv I;a6en a(fo t)ier, trenn n^iv, tok \<i) gtaitbe, ton iBerfud^ ^yjv. 6 ab\ti}tn büvfen, in afien 5|3er[ud)en eine beträd)tlid^e 33er' minberung ber ^arnfäure nad; (5I)iningenu§. !Diefeg 9?e[ultat tritt \o regefmä^ig auf, ba^ e« unmögtid) com 3"fflß ^errüfiren fann, unb e« fann nad; ben gegebenen ^a^tn too^ iaim einem ^^^^fct nnterUegen, ba§ t;ier ein ®efe^ ju ®runbe Uegt, nad^ toeld^em ba« fd^njefelfaure &)\nm bei ®e[unben bie Quantität ber |)arnfäure im §arn »erminbert. I ©te^t unö nun biefe STIjatfaci^e feft, fo brängen fid; im« be* fonber« brei i^ragen auf, bie toir fud^en müffen ju beantnjorten. 5Römtid> 1) berul^t bie 33erminberung ber £)ornfäure im §arn nac^ S^iningenu^ auf get)emmter ^tugfd^eibung an9 bem S3Iute ober ouf »erminberter S3ilbung, resp. ^öfierer Oj^bation berfefben? 2) @te^t bie Sßerminberung ber ^arnfäure in einem beftimmten 2?ert;ältniö jur 1)ofe bee fc^n3efelfauren Sljinin«? 3) Sie lange ^zit nad^ bem ^Zel^men beS g^ininS tritt bie ^arnfäure-^ßerminberung ein? (Sinen SBegrt»eifer jur 33eantn)ortung ber erften ^rage geben un« bie S^i)kxi ber SSerfud)e 9ir. 2, 4, 5, 7 unb 8, in »efd^en nac^ ber §arnfäurc=33erminberung n)8I)renb beö 33erfu(f)6 baö Stei- gen berfetben n a d^ bem Sßerfnc^e bargefteltt tft. Säge ber ®runb ber SSerminberung ber f)arnfaure im §)arn in einer gel^emmten |f ?tu«fd)eibung au« bem 33(ute, fo müBte, traft be« 3(u«gteid;ung3- 3Sermögeni5i be« Organigmu«, auf bie 33erminberung ber ^arnfäure unter bem (äinfluffe be« ß^inin«, eine 33ermel)rung berfelben folgen, fobatb biefer (Sinflu^ n)ieber aufgcljobcn n^äre. Diefe« Steigen ber H |)arniäurc=Quantität nad; bem 23erfuct) finbct nun aber nid;t ftatt, fo ba§ »ir beredf)tigt finb, bie SJcrminberuug ber §iarnfäure auf eine abfolut geringere "IMlbnng berfelben ju beuten. X)ie ixotik ^i^agc, in ^J3etreff beö 33erl)ä(tniffe6 ber Dofe beö fd)n)efe(fauren ßtjinine jur $avufäure=25erminbming, l)ai befonber« ein praftifd)eiS 3ntereffe, bod; geben meine 33erfud)e t^ierüber nur geringen 8Iuffd;(ufe. SÖBic ou« ben 3:obeIten erfidf)tlid^, njurbe nur mit oert)ä(tni^= mäßig großen X)ofen (5|>inin (tO — 25 ®ran) ej^jcrimeutirt. 3nner^
    I)al6 biefer ©reitjen finben toir feinen ^araWeügmuS jtoifd^cn ber ^Tofe beö eijintnö unb ber folgenben §arn[äure=:33erminberung, unb ciS tüiU faft f(i)cinen, alö ob eine lOgvänige ÜDofe unter SSer^ätt* niffen ebenfobiet iöirfe, alö eine X)o[e bon 20 ©ran. Unfcrc Ui^tt {^ragc enbüd^ toax: Sie fange ^üt mä) bcm S^el^men beiS S^ininö erreid;t bie §arnfäure=33erininberung i^r 9}?aj:imum? 9^ur nad; ^erfuc^ 9Zr. 1 ge[d;a:^ biep am erftenStage, toöi^renb nad; S3erfud)en ^JJr. 2, 3, 7 wnb 8 bicfer (Srfolg erft am jtoeiten 3:age eintrat. 3n 33erfud;en 9h'. 4 unb 5 blieb bic 33er= miubcrung an beiben 2:agen gicmüd^ gleid^. @ö \ä)dnt ba^er, afö ob in Söejieljung auf bie ^nt beö (gintritteö ber (5l;inin=2öirfung 3?erfd)iebenl)citen obtoalteten, über toe(d;e ic^ feine 9?ed;enfd;aft 3U geb«n bermag. 3n ber ^ra^iö finb ioir geh)ö()nt, um einen f^iebcr= ^arojf^ömu« abjufd^neiben, eine gro§e !Dofe (5t)inin in ber Sl^^t^re^-ie 12 biet 24 (Stunben, e^e ber ?tnfaü erwartet h)irb, ju geben, unb mit bie[er (Srfatirung ftimmen meine 9?e[u(tate and) fo jiemttd^ über ein. ä)ieine fämmtlidjen 93eobaci^tungen faffe id^ fd^üe§üd) nod^ in folgenben @ä^en furj jufammen. 1) !Die Sluöfci^eibung ber ^arnfäure gel^t bei bieten äRenfci^en, fo (ange bie ßebenöttieife täglid^ biefetbe bleibt, mit jiendid^er 9?ege(mäpigfeit bon ftatten, fo ba§ bon einem unb bemfetben 3nbibibuum tt)äl)renb gleid;er ^eit'^öume ungefät;r bie gleid^e Quantitöt ^arnfäure ou§gef(i^ieben n)irb. !I)iefc^i 33erl;öttni§ ujirb befonberß tlar, tomn man, anftatt einjelne Slage, größere 3eiträume mit einanber berg(ei(i^t. 2) (Sin beftimmteö 33erl;ä(tniB steiferen ber ^arnfäure-5tu§fd)eibung unb bcm STtter unb ®efd()ted)t beftet)t md)t 3) (Sbenfo toenig beftet)t ein beftimmte^ 33crt;ältniB ä^ifc^en ber ^arnfäure-Sluöfc^eibung unb Äörpergewici^t unb £ör^5er(änge. •4) ®ie Xem^jeratur ber ßuft fd^eint feinen ©influß auf bie^arn- fäure^^uSfd^eibung auiS3Uüben. 5) T)k ^arnfänre^2tu«fd;eibung t)ängt befonber« bon 9kt)rungß* 33er^ältniffen ab. ©d;on nac^ furjem ^^aften berminbert fic^ bie 5[«enge ber auögefc^iebenen |)arnfäurc fel^r bebeutenb unb ^ebt fid) fogleic^ lieber nad^ gja^rungSaufna^me.
    6) Die S(rt ber 9^al)run9 ift für bie 3luöfd^eibung ber ^avnfäurc oon nur unter^corbiietem ^Belang. 5öei fticffto[f(o[er foft tDirb tävjUdf; nur um ein ©eringeö trentger §arnfäure auöge[d;ieben, a(ö bei reiner i^teifc^biät. 7) 1)ie ftünbüd;en ©d^lüanfungen in ber §arnfäure=^ilu8fci^etbung eines STageö ent[prcrf;en bem j;ett>eiügen ©taub ber S5erbauung, inbem fidj balb nad; ber ÜJJatjIjeit bie Stuöfc^eibung ber ^axn* fäure fteigert unb [id; bann naä) einigen (Stunben n^ieber öer= ringert. 8) ©eringere ®rabe bon Seioegung berminbern bie Quantität ber ^arnfäure; U)äl}renb fel^r tieftige bis ju [tarfer Srmübung fortgefe^te Seluegung biefctbe ju bermef)ren fd;eint. 9) ®a8 SSer^äftnifj ber §arnfäure jum §iarnftoff im 24ftiinbigen |)arn gefunber 5!JZenfd;en fd;eint nie niebriger borp!ommen a(« 1 : 28, tüä^renb baffelbe meift [et)r biet größer gefunbcn h)irb. (Ungefähr 1 : 50—80.) 10) 3fn 53ejiet)ung auf berfci^tebene 2;age(?jeitcn, fo iüirb baS ^arn^- fäure*§arnftoff=^33erI)ä(tni§ am £(einften gefunben bafb nad^ ber 9)?at)l3eit in ber uriiia chyli unb baffe(be toä^ft mit ber gunel^menben (Entfernung bom 3eitpunfte ber 5t'a^rungöaufna^me in ber uriiia sanguinis. 11) @iner 33erme(;rung ber |)arnfäure getjt getDöt;ntid; eine Ser- minberung be« §arnftoff8 (unb umgefe^irt) nicJ^t parallel, ^eift finbet man ju berfetben 3eit beibe, ^arnfäure unb |)arnftoff, bermel^rt ober berminbert. 12) !Da8 33er^(tni§ ber^arnfäurc ju ben gefammten feften (Stoffen be« 24ftünbigen ^arrnS Vourbe bei gefunben 2)ienfd^en nie niebriger al« 1 : 60 gefunben. 13) iöei einer gefunben SBödjnerin fanb fid) bie §(arnfäure=Wu«« fd;eibung unmittelbar nad; einer boKfommen normalen ®ebnrt, bei geringer *i)Zat;rungöeinnaI;me, bebcutenb berminbert unb nal}m h)ieber ju at^i mel)r 5?al;rung gercid^t tüurbe. 14) 3n ber Ceutämie mit 3)Ji(jbcrgrö^erung fiubct fid; bie tägtid^e ^arnfäure==9}iengc fon)ot;l abfoUtt atiss and; retatio .(in xljxm 33ert)ä(tnij3 jum ^aruftoff unb ben feften «Stoffen) bebeutenb berme{)rt. 15) 39ei intermittirenbemgieber hjirb angieber=2;agcu geh)öl)nlic^
    tneljv ^arnfäurc auege[c()iebeu alö an ben fieberfreien S^agen. — 3h)ifcf)en bemllrin beä falten unbbem be(3 I)eii3en «Stabiumö finbet fic^ in ^ßejie^nng anf ^arnfäure=®eI)oU fein Unterfd)ieb. — ©inige ©tnnben nad; Slblanf beö ^aro^^ömuS tüirb ein ()arnfäurereid;erer unb überf)anpt concentrirtcrer §arn auSgC' fd;ieben, ale »äfirenb be« ^arojt;^smu8. — SBenn bie Stnfäfie anfgef)ört fjaben, fo finbet getoöf)n(id^ an einem ber nä.cf)ften j:age eine bebentenbe 35ermeT;rung in ber ^arnfäure=2tu8= fc^eibnng ftatt. 16) gibt ^äüe i)on (gm^^t;fem, in toeldjen eine SJerme^rung ber ^arnfäure fidf) bnrc^anö nid^t augf|5rid^t. Der 3i^f^intnten' ^ong jtDi[(!^en bef;inberter 9?ef|)iration nnb ocrmefirter §arn= fänre^2lugfd)eibnng erforbert Weitere f^ftematifrf)e Unterfud^ung. 17) 3n ber d^ronifcfjen ®xd)t ift bie §arnfäure'9}2enge im §arn öerminbert. 18) 3m Diabetes mellitus fef^lt jutoeiten bie §arnfäure im ^arn ganj, juweiten ift fie in äiemücf> normaler SCRenge borfjanben. ©roße Dofen fc^n)efe(fauren Sf)inin8 berminbern bei ©efunben jjj.^., bie §arnfäure im §arn, toäf^renb fie auf bie übrigen |)arn= beftanbtf)ei(e feinen tpefentlid^en @influ§ öu^ern. 20) Die ^Berminberung ber ^arnfäure nad; einer großen Dofe S^ininö tuät;rt ungefäl^r 48 ©tunben lang. Da6 3)Ja^-imum biefer 58erminberung tritt in ber Raffte ber ?^äKe erft am jtüeiten 2:ag nod; bem 9?el}men beS Sf)inin8 ein, ober ift am jnjetten Sag noc?^ faft fo bebeutenb, alö am erften. 9hir in feltenen Blatten tritt ba« ^Ka^imum ber SBirfung fdion am erften S^age ein. 21) Die ißerminberung ber |)arnfänre in O^olge bcö Sl^ininß be* ruf)t nicf)t auf get)emmter S(n^fd)eibnng, fonbern barauf, ba^ weniger ^arnfäure im Organismus gebitbet toirb. 22) Der 3ufamment)aug jtpifd;cn ^arnfäure=2luöfd;eibung unb 35er- bauung unb jmifd^en SSerbauung unb 3LRiljanfd)n)eüung, bie §arn= fäurc=35ermel)rnng in ber Uenalen Öeufämie unb (nacJ^ ben i8e= obaditungen 5lnberer) im intermittirenben g^ieber, baö oorjugö* njeife SBorfommen ber §)arnfäure im 9L)iitjfnfte unb enbUd; bie mil^abfdinjeöenbe nnb t;arnfäureberminbernbe SBirfung be«SI)i- ninS, mad;en eö t;^ft tüa(;rfd;ein«d^, ba§ eine ^au^^tquefle ber ©arnfäurc bie fei.