Atlas of rare ophthalmoscopic conditions : and supplementary plates to the atlas of ophthalmoscopy / by J. Oeller ; the text translated into English by Thos. Snowball.

  • Oeller, Johann Nepomuk, 1850-1932.
Date:
1904
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Credit: Atlas of rare ophthalmoscopic conditions : and supplementary plates to the atlas of ophthalmoscopy / by J. Oeller ; the text translated into English by Thos. Snowball. Source: Wellcome Collection.

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    Neuritis optica leucaemica oculi dextri. p. L., 14 Jahre alt, Taglolinerstochter, Iiatte in ihrem 8. Jahre Scharlach und vor 4 Jahren eine Huftgelenksentziindung durclige- niacht. Die Eltern und vier Geschwister sind vollkommen gesund. Seit Marz 1899 bemerkte Pat. in der linken Seite dcs Unterleibs eine sciiinerzlose ungafiihr handteliergrosse pralle Geschwulst, die allmahlich so zunahm, dass der Unterleib hoch aufgetrieben wurde, wilhrend bei anhaltend gutem subjektiven Wohlbetinden eine starke Abmagerung des Korpers eintrat. Am 19. VI. 02 wurde Pat. in die hiesige interne Klinik aufgenommen mit folgendem Befunde: Pat. ist kiein undgracil; die Hautdihin, atrophisch, Fettpolster fehlt; zu beiden Seiten des Halses sind otwas iiber erbsengrosse Lyinphdriisen in grosser Zahl zu fiihlen; aiich die Axillardriisen und die Leistendrusen sind etwas gesclnvollen. Der Leib ist stark aufgetrieben durcli die enorm vergriisserte, seine linke untere Halfte einnehmende sehr derbe Milz. Der obere Milzrand hat niehrere Einkerbnngen, eine besonders tiefe in der Hohe des Nabeis; der untere Milzrand ist durch den iiberhangenden Bauuh schwer zu pal- pieren. Die Milz reicht bis zur Sympliyse. Auch die Lebergegend ist stark vorgewolbt. Die Leber iiberragt in der Mitteilinie iiber Handbreite den Rippenbogen. Leibesumfang betragt iiber deni Nabel 80 ct., die Entfernung von der Sympliyse bis zum Processus ensi- form. 41 ct. Blutuntersuchung: Ilamoglobin 40—42. Rote Blutkbrper 2 225 000, weisse 282 000; geringe aber dcut- liche Poikilocytose; einzelne kernhaltige rote Blutzellen; sehr reich- liche eosinophile Zellen. Unter den Leukocyten besonders die grossen, einkernigen blassen Markzellen vermehrt; daneben ziemHch viele polynukleare und einzelne kleine Lymphocyten. Im Urin ursprunglieh weder Eiweiss noch Zucker. Anfang August war aber schon ab und zu Eiweiss nachweisbar, Ende August jedoch standig. Esbach 1,75 p. ni., spez. Gewicht 1005—1010. Es fanden sich einige Eiterkorperchen, hyaline Cylinder, cylindroide ziemlich reichliche harnsaure Krystalle. Voui Tage der Aufnahme an bestand bei normalen Morgen- temperaturen immer eine geringe abendliche Temperatursteigerung. Puis schwankend zwischen 96—120, Der geschilderte Zustand blieb sicli im allgemeinen wahrend eines mehr als halbjahrigen Aufenthaltes gleich. Am 13. 1. 03 wurde Pat. auf Wunsch der Eltern entlassen. Sie starb am 15. 11. 03. Obwohl sie nieiiials uber Selistbrungen klagte, wurde Pat. sehr regelniassig ophthalmoskopiert, befand sicli auch zweimal zur stationttren Beobachtuiig in der Augenldiiiik. Es fand sich: Beiderseits: E; S /c. No. 1, Gesichtsfeld vollkommen normal. Medien klar. Ophthalmoskopisches Bild beiderseits gleich. Rechtes Auge; y Siimtliche Sehnervengrenzen sind vollkommen verwasehen, auch die Gefasspfovte verstrichen; weder Skleral- noch Aderhautring ist sichtbar; dadurch erscheinen die Sehnervengrenzen etwas verbreitert. Die Papille zeigt eine deutliche Scliwellung (1 '12—2 D). Ihre nasale Halfte ist intensiv graurotlich, die temporale mehr weisslich. Nament- lich an den oberen Papillenrand setzt sich eine zarte gelblichgraue Trubung in der Netzhaut an, die hauptsiichlich die grosseren Ge- fasse begleitet, stellenweise auch ihren Verlauf verschleiert. Nach den anderen Eichtungen ist das Netzliautodem nicht so ausgesprochen. Das auffiilligste Verhalten zeigen die Netzhautvenen. Sie sind be- deutend verbreitert, die Hauptvenen fast urn das doppelte, und sehr stark gescliliingelt, sodass der Sehnerv das reinste Caput Medusae darstellt. Dies gilt namentlich von den oberen Gefassen, die auch pragnantere fieflexstreifen zeigen als die unteren. Trotz ilirer Ver- breiterung und Schlitngelung sind die Venen aber bedeutend heller rot als in der Norm. Bin Pulsphanomen oder ein Rieseln des Blutes habe ich trotz daranf gerichteter Aufmerksamkeit nicht be- obachten konnen. Die Arterienzeigen keine Modiflkation ihrerParbe- sie sind auch von normalem Kaliber. Trotz der bestehenden Neuritis sind sie auch anf der Papille oline Unterbrechung zu selien mit sehr denthchen Keflexstreifen und ohne Schlangelung. Auffallend ist, dass alle macularen Gefasse besonders deutlich hervortreten. Die Macula hebt sich zwar ohne Eeflexring pragnant von der Umgebung ab. In der Fovea centralis liegen mehrere kleine ninde gelblichweisse konfluiereiide Fleckchen annahernd ein nach unten mnen offenes Hufeisen darstellend. Blutungen waren niemals vorlmnden weder in der Macula noch in den peripheren Partien Die Farbe des Hintergrundes ist durchaus nicht charakteristisch, sondern entspricht nur dem hellblonden Individuuni. Ein auffallender Befund ist aber in einem beschrankten Raum vom Sehnerv nach unten und unten innen gegeben. Ca. PD nach abwarts von der Papille beginnt eine eigenttimliche grobkbrnige Sprenkelung des Hintergrundes, die mit der gewohnlichen feinen Chagrinierung nicht verwechselt werden kann. Es handelt sich um ganz regellos zer- streute, mit dem Netzhautgefassverlauf jedenfalls nicht in Beziehung stehende zahlreiche kleine gelblichweisse runde Fleckchen ohne be- sonderen Glanz teils isoliert, teils in kleinen Gruppen stehend, maiiche audi konfluierend aber niemals grbssere Plaques bildend. Die moisten sind deutlich koaturiert, nur vereinzelnte haben verschwommene Konturen. Weder am Rande der Flecke noch zwischen ihnen ist Pigment zu konstatieren. Wahrend in den iibrigen Partien des Hintergrundes eine zarte Tafelung desselben besteiit, fehlt dieselbe in dem von den beschriebenen Fleckchen besetzten Bezirke. Gegen den Aquator verliert sich die Sprenkelung wieder vollkommen. Wahrend der mehr als halbjahrigen Beobachtungsdauer ist im ophthalmoskopisclien Befunde welter keine Veranderuug eingetreten als die, dass sich die beschriebenen kleinen Flecke etwas vermehrt und einzelne bereits bestehende sich vergrossert haben. Die von Liebreich und Beckei als charakteristisch fiir Leu- kaniie beschriebene Farbe des Hintergrundes ist in unserem Falle nicht zu konstatieren, der einfach die Merkmale eines blonden Fundus bietet. Freilich durfte die Moglichkeit nicht von der Hand zu weisen sein, dass nicht die Nuance vor der leukiimischen Erkrankung eine dunklere gewesen sein kbnnte. Dass in besonders weitgediehenen Fallen eine Modiflkation des Rots eintreten kbnne, ist eine sehr nahe liegende Anuahme. Da das Rot des Hintergrundes durch den Blutgehalt der Chorioidea bestimmt wird, kann dieselbe schon allein durch den Keichtum der Gefasshaut an weissen Blutzellen bedingt sein. Fur einzelne Falle kommt als weiteres die Farbe beeinflussendes Moment in Betracht, dass die Aderhaut in diffuser Weise mit Leu- kocyten inflltriert sein kann. Ein besonders drastisches Analogon kann man bei den allerdings ungoinein seltenen Fiillen schalenartiger Tumoren der Aderhaut (metastatischer Carcinome) beobachten, wenn die Netzhaut noch anliegend ist. Die Farbe des Hintergrundes ist dabei eine ganz hell ockergelbe. Wenn nun auch die liellere Farbe des Hintergrundes in unserem Falle fehlt, so ist doch ein Phanomen vorlianden, das sehr charak- teristisch fiir Leukamie ist: die hellere Farbung der Venen, ihre abnorme Verbreiterung und Schlangelung. Dieses Symptom ist wohl zweifellos bedingt durch die Anderung der Blutmiscliung und der Mechanik der Blutbewegung. Ist unter normalen Verhaltnissen der Wandungsstrom der weissen Blutzellen schon um 10—12mal lang- samer als der Axenstrom der roten Blutkbrperchon, so muss diese Differenz bei dem enormen Missverhaltnisse zwischen roten und weissen Blutzellen bei der Leukamie noch bedeutend sich steii'ern Es muss sich doch eine dichte Schichte von weissen Blutzellen langs der Gefasswandung anhaufen, sodass bei der Klebrigkeit derselben der Wandungsstrom ganz enorm retardiert wird. Grunert*) konnte in einem derartigen Falle von Leukamie mit Stauungs- papille eine deutliche Blutstrbmuiig in den stark erweiterten Venen beobachten. Infolge der Stauung der weissen Blutzellen im Wandungsstrome muss es mit der Zeit zu einer Ausdehnung und Schliiiigolung der Venen kommen auch ohne Spur von entzund- hchen Erscheinungen, sodass man aus diesem Umstande allein schon die Diagnose Leukamie stellen kann. Selbstverstiindlich wird die Verbreiterung und Schlangelung der Venen ganz besonders hoch- gradig werden mussen, wenn auch noch entziindliclie Zustiinde in der Netzhaut oder an Sehnerv sich einstellen, wozu ja die Leukamie ganz besonders disponiert. Offenbar sind diese Prozesse aber auf die Verarmung des Blutes an roten Blutkorperchen und eine da- durch bedmgte chronische Ferment-Intoxikation zuruckzufuhren wie die gleichen Veiiinderungen bei schweren Fiillen von Anamie und anderen Allgemeinerkrankungen. Weitaus die moisten zurBeobachtung gekommenen leukiimischen Veriinderungen des Hintergrundes be- ziehen sich auf die bekannte leukamische Retinitis oder Papillitis fast ausschliesslich mit Netzhautblutungen. Eine Papillitis mit so geringerMitbeteiligung der umgebendten Netzhaut und ohne Blutungen c.^t.JuSrT'^l Sichtbare Blutstromung in den Netehantvenen bei Leuka Cenlialblatt fUr Augenheilkund.. XXV. Jalirg. 1901. Aug. pag. 225.