Die erste Hülfe bei plötzlichen Unglücksfällen : ein Leitfaden für Samariter-Schulen : in fünf Vorträgen / von Friedrich von Esmarch.

  • Esmarch, Friedrich von, 1823-1908.
Date:
1888
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Credit: Die erste Hülfe bei plötzlichen Unglücksfällen : ein Leitfaden für Samariter-Schulen : in fünf Vorträgen / von Friedrich von Esmarch. Source: Wellcome Collection.

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    zeugen mittelst Oeffnen der Thüren und Einstossen der Fenster, wenn möglich von aussen her (mit Leitern, Stangen). Ist letzteres nicht möglich, so biude man sich ein in Wasser (oder Essigwasser, halb und halb) getauchtes Tuch vor Nase und Mund, schöpfe vor der Thür noch einmal tief Athem, springe dann durch das Zimmer auf das nächste Fenster zu, schlage eine Scheibe aus, stecke den Kopf durch dieselbe und schöpfe frische Luft, springe zum nächsten Fenster und fahre so fort, bis starker Zug den Kohlendunst vertrieben hat und die Bewusst- losen herausgeholt werden können. Ist Leuchtgas ins Zimmer ausgeströmt, so darf man natürlich nicht mit Licht hineintreten, sondern suche vorsichtig im Dunkeln gegen das Fenster vorzudringen. Ist ein in eine Grube hinabgestiegener Mensch bewusstlos geworden, so beweist das hinreichend die Gefährlichkeit der darin befindlichen Luft. (Die viel empfohlene „Lichtprobe ist unzuverlässig und Zeitverschwendung! In Schwefelwasserstoffgas brennt das Licht weiter.) Man sende sofort nach Leitern und Seilen und einem Mund- schutzverband (Essig- oder Kalkwasser), suche aber dann die giftigen Gase, welche meist schwerer, als die gewöhnliche Luft sind, herauszuschaffen, indem man eine starke Luftbewegung hervorbringt. (Durch Schiessen, Hinabwerfen von brennendem Stroh oder Papier, durch Herablassen und Schnellwiederherauf- ziehen eines aufgespannten Regenschirmes, Hinunterschütten von vielem Wasser, namentlich Kalkwasser.) Ist gelöschter Kalk in der Nähe (wie gewöhnlich beim Brunnenbau), so bereite man rasch eine Kalkmilch (durch Zusammenrühren mit Wasser) und schütte von dieser Mischung möglichst viel in den Brunnen (mit Eimern, oder besser noch mit Giesskannen, oder mit in die Kalkmilch getauchten Strohbündeln)1). Da die Grubengase nicht selten entzündlich sind und verpuffen, wenn man Feuer hinab- wirft, so sei man vorsichtig, dass man nicht von der plötzlich aufsteigenden Lohe verbrannt wird. Wer hinuntersteigen will, um den Bewusstlosen heraufzu- holen, dem muss ein Seil um Brust und Schultern festgebunden werden; um die eine Hand knüpft man eine Signalleine. Ein in Essigwasser oder Kalkwasser getauchtes Tuch bindet er vor 1) Kalkmilch saugt sowohl die Kohlensäure als den Schwefelwasser- stoff begierig auf.