Uber septische Erkrankungen mit besonderer Berucksichtigung der kryptogenetischen Septicopyamie / von Adolf Dennig.

Date:
1891
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Credit: Uber septische Erkrankungen mit besonderer Berucksichtigung der kryptogenetischen Septicopyamie / von Adolf Dennig. Source: Wellcome Collection.

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    Kreislauf gelangen und die allgemeine Sepsis veranlassen. Wir müssen in diesem Falle von einer Latenz des krankhaften Processes reden. Für eine solche sprechen die von Chirurgen so häufig beobachteten reci- divirenden Osteomyliten, ferner solche Fälle, in welchen an der Stelle einer früheren ausgeheilten Verletzung nach jahrelangem Stillstand, während dessen sich die betreffenden Individuen der besten Gesundheit erfreuten, plötzlich eine neue Entzündung auftritt. An diese schliesst sich nicht selten die Septicopyämie mit tödtlichem Ausgange an. Solche Herde bilden manchmal Schussfracturen mit zurückgebliebenen Fremdkörpern. Rinne ') theilt sowohl diesbezügliche eigene Beobachtungen als auch solche von Gussenbauer und Bardeleben mit. Auch wir haben einen solchen Fall gesehen. Fall II. (Aus der Privatpraxis des Herrn Professor Pr. von Jürgensen.j Schuss fr actur am rechten Oberschenkel aus dem Feldzug 1870171. Völlige Gesundheit bis zum Jahre 1888, plötzlich auf Ir etende Septicopyämie mit tödtlichem Ausgang nach 14 Tagen. Jauchige Abscesse im rechten Ober- und Unterschenkel, Bleifragmente in der Schusswunde. Grosse Milz. A. v. S. Pat., ein äusserst kräftiger, gesunder Mann mit stark ent- wickeltem Panniculus adiposus, erlitt im Feldzug 1870/71 eine Schuss- fractur des rechten Oberschenkels. Das Bein war in Folge dessen ca. um Handbreite verkürzt und stark nach aussen rotirt. Der Fuss steht in Equinusstellung zur Ausgleichung der Verkürzung. Am rechten Oberschenkel, an der Aussen- und Innenseite, befindet sich je eine tief eingezogene gut verheilte Narbe, deren Berührung schmerzhaft ist und seit der Verwundung auch stets schmerzhaft gewesen sein soll. Das ganze Bein ist etwas atrophisch. Am 14. XII. 88 fühlte sich Pat. auf einer Abends angetretenen Reise unbehaglich, schlief die Nacht schlecht, fror, hatte anderen Tages mehrere heftige Schüttelfröste, Reissen in dem rechten Bein, sodass er seine Reise aufgab und sich am 15. Abends, sich recht krank fühlend, nach Hause begab und zur Ruhe legte. Am 17. XII. fand der Arzt den Pat. fiebernd (Temp. Rectum 38,9), über Schmerzen im rechten Oberschenkel, besonders an der Narbe aussen klagend. Die Untersuchung ergab eine typische rechtsseitige Ischias: Schmerzpunkte zwischen Tuber oss. iscliei und Trochanter major, sowie in der Kniekehle; ausserdem eine ganz ausserordentliche Empfindlich- keit bei der Berührung der Narben, die von der Kriegsverletzung vorhanden waren. Keine Milzvergrösserung, normaler Herzbefund. Es wurde eine Salicylsäure - Saturation 10:180 verordnet, die Pat. im Laufe des Tages einnahm. Die Nacht war sehr unruhig, die Salicylwirkung stark ausge- sprochen. Am 18. XII. war das Befinden eher etwas schlechter, die Schmerzen in der Narbe und im Oberschenkel gleich, die Druckpunkte am Ischiadicus dagegen verschwunden. Im rechten Kniegelenk war ein deutlicher Erguss nachzuweisen. Mittags steigerte sich die Temperatur plötzlich auf 1) Der Eiterungsprocess und seine Metastasen. Archiv für klinische Chirurgie Bd. XXXIX.