Volume 2

Vergleichende Anatomie der Vegetationsorgane der Phanerogamen und Farne / von A. de Bary.

Date:
1877
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Credit: Vergleichende Anatomie der Vegetationsorgane der Phanerogamen und Farne / von A. de Bary. Source: Wellcome Collection.

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    passt sind; und weil dieselben selbst bei dem nämlichen Individuum mit diesen Lebcnsbedingungen wechseln können. Es ist kaum nölhig , liier als Belege die Verschiedenen, in den ungleichsten Verwandtschaftskreisen wiederkehrenden Formen des Wuchses und die mit diesen verbundenen anatomischen Besonder- heiten aufzuführen; oder die nach bestimmten Wohnorten auffallenden Aehn- Iichkeiten zwischen Arten, welche einander im System möglichst fern stehen. Von letzteren seien als die prägnantesten Beispiele nur erstlich die Wasscr- bewrohner hervorgehohen, deren von ihrer systematischen Stellung unabhängige Aehnlichkeiten in den folgenden Capileln vielfach zu erwähnen sein werden, und bei deren amphibischen Arten die auffallendsten Verschiedenheiten des gesammten Aufbaues eintreten, je nachdem ein Individuum oder selbst ein Theil desselben in oder ausserhalb des Wassers lebt. Sodann sei hingewiesen auf die fast identische Gestalt und Struclur der allermeisten, systematisch noch so differenten Pflanzen angehörenden Wurzeln und auf die Besonderheiten, welche in diesen sofort erscheinen, wo eine eigenartige Anpassung einlritt, wie z. B. bei den Luftwurzeln epiphytischer Orchideen, den Stülzwurzeln der Panda- neen, Iriarteen u. s. f. Auf der andern Seite finden sich vielfach Erscheinungen im Bau sowohl wie der Gestaltung der Vegetationsorgane, welche zwar auch abzuleilen sind von in irgend einer Epoche der phylogenetischen Entwicklung geschehenen Anpassungen, aber zur Zeit nicht auf diese ihre Ursachen sicher zurückgeführt werden können; Eigenschaften, welche zu unbekannter Zeit und aus unbe- kannten Ursachen erworben, auf bestimmte Beihen successiver Generationen vererbt sind und derzeit Charactere von Arten, Genera, Ordnungen und Classen darstellen, entsprechend den von Blüthen-, Embryobildung u. s. f. entnommenen. Von den näher liegenden Erscheinungen dieser Kategorie seien beispielsweise genannt die Anordnung der Gefässbündel in den Stämmen und Blättern der meisten Monocotylen und Dicotylen, der Bau der Farngefässbündel, des Holzes bei den Coniferen, den meisten Chenopodiaceen u. a. Entsprechend dem Sprachgebrauch , welcher die . Eigenschaften , durch welche sich die Abtheilungen des Systemsauszeichnen, ihre Charaktere nennt, kann man die (unerklärten) Erscheinungen dieser Kategorie als (unerklärte) anatomische Charaktere bezeichnen. Da der thalsächliche anatomische Bau einer Species selbstverständlich durch die Combination der beiden Kategorien von Eigenschaften zu Stande kommt, so ist von vornherein zu erwarten, dass derselbe — gleich der äusse- ren Gestaltung bei verschiedenen Arten um so mehr übereinstimmt, je nä- her ihre Verwandtschaft und je gleicher ihre Anpassung. Es gibt Fälle genug, wo dies^zutrifft; die Coniferen, Filices, Chenopodiaceen, Cucurbitaceen können dafür einerseits wiederum angeführt werden als Gruppen von in jeder Hinsicht ähnlichem Bau bei meist gleichartiger Anpassung; andere Gruppen mit Genera und Species sehr ungleicher Anpassung zeigen nach letzteren sehr ungleiche Stracturerscheinungon, z. B. die Ranunculaceen (Ranunculus, Batrachium, Thalictrum, Clematis etc.) Primulaceen (Lysimachia, Cyclamen, lloltoniä u. a). V on dieser Hegel lehrt aber jede einigermassen ausgedehntere Untersuchung zahlreiche Ausnahmen kennen, nämlich einzelne Arten oder Genera oder Grup- pen, welche innerhalb ihres der Hegel folgenden engeren oder weiteren Ver-