Mittheilungen zur Anatomie der Nervenzelle / Nissl.

Nissl, Franz, 1860-1919.

Date:: [1894?]

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Credit: Mittheilungen zur Anatomie der Nervenzelle / Nissl. Source: Wellcome Collection.

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Vortragender hat sich vielfach mit der Erklärung dieser Zellen be- schäftigt, ohne indess zu einem bestimmten Urtheil gekommen zu sein. Er vermochte aber folgende Thatsachen festzustellen. Erstens: Derartig sattgefärbte Zellen finden sich in einer kleinen Mi- norität von Zellenexemplaren bei fast jeder Nervenzellenform, mag man dieselbe mit einem Reagens vorbehandeln, mit welchem man nur will und zwar sind sie am augenfälligsten dann, wenn das vorbehandelnde Reagens den Zellleib der Mehrzahl der Zellen in einen Zustand versetzt, in dem er sich mit Farben nur sehr schwer tingirt. Zweitens: Es finden sich derartig oft homogen aussehende Zellleiber auch bei Vorbehandlung mit Alkohol, der ohne Zweifel von allen bis jetzt bekannten Vorbehandlungsmethoden den Zellleib der Nervenzellen am besten conservirt, ebenso wie sich ver- zerrte und grotesk aussehende oder homogene Zellkerne auch bei Anwen- dung von Methoden finden, die anerkannt vorzüglich die Nervenzellen- keine fixiren. Drittens: Die Zahl dieser Zellen innerhalb einer Zellform ist unter völlig ganz gleichen Umständen eine verschiedene, ohne dass sich bis jetzt eine Ursache dafür hätte finden lassen. Viertens: Es finden sich derartige Zellen, wenn man das in die Fixirungslösung eingelegte Stück untersucht, in einer grösseren Anzahl in der peripheren Zone des- selben; gegen die centralen Partien des Stückes nimmt die Anzahl dieser Zellen langsam ab. Fünftens: Ceteris paribus finden sich mehr derartige Zellen bei älteren als bei jüngeren Thieren. Sechstens: Ceteris paribus finden sich derartige Zellen häufiger in der Umgebung eines pathologisch veränderten Herdes. Endlich siebentens hat Nissl noch niemals derartige Zellen wenigstens bis jetzt in frischen ungefärbten I&olirpräparaten sofort nach dem Tode (in Körperflüssigkeit, nicht in Kochsalzlösung untersucht!) nachzuweisen vermocht; dagegen glaubt er sie einige Male in gefärbten Isölirpräparaten gesehen zu haben: in älteren gefärbten Isolirpräparaten hat er sie mit Sicherheit nachzuweisen vermocht. Vermag man sich auch aus diesen Thatsachen noch kein endgültiges Urtheil hinsichtlich der Bedeutung dieser Zellen zu bilden, so geht doch daraus hervor, dass merkwürdiger Weise auch die besten Fixirungsmetho- den auf einige Nervenzellen in der Weise wirken, dass sich deren Formen künstlich verändern. Indess sprechen einige der angeführten Thatsachen sehr dagegen, dass sämmtliche derartige Zellen als Kunstproducte auf- zufassen sind. Wenn aber letzteres wirklich sich so verhält, dann muss man annehmen, dass bei den Nervenzellen eine ganz kleine Anzahl der- selben auch unter normalen Verhältnissen regressive Veränderungen ein- gehen, die man aber deshalb nicht als Seneszenzerscheinungen auffassen darf, weil sich solche Zellen auch bei ganz jungen Thieren finden. Man müsst.e annehmen, dass im Nervensystem eine ganz kleine Anzahl von Ner- venzellen aus irgend welchen Gründen funetionsunfähig bleibt, zum Theil auch funetionsunfähig wird, die aus diesem Grunde einer regressiven Ver- änderung anheimfallen.