Klinische Studien über die Melancholie / von Arthur Hermann Hübner.

  • Hübner, Arthur Gustav Hermann, 1878-
Date:
[1907]
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Credit: Klinische Studien über die Melancholie / von Arthur Hermann Hübner. Source: Wellcome Collection.

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    zu Gunsten der oben präcisirten Auffassung ins Feld geführt werden können. Von wie hoher practischer Bedeutung diese Auffassung ist, mag folgender Fall lehren; Die Vorsteherin einer rheinischen Mittelschule erkrankte zum ersten Male Ende derDreissiger an einer geistigen Störung, die mit hochgradiger motorischer Unruhe, Verwirrtheit, massenhaften Sinnestäuschungen, Schlaflosigkeit etc. einherging und nach einigen Monaten heilte (Diagnose hallucinatorische Ver- wirrtheit). Die gleichen Zustände wiederholten sich nach je 6 monatlichem Intervall noch 2 Mal. Während der dritten Erkrankung wurde seitens der Vor- gesetzten Behörde die Pensionirung eingeleitet, weil nach ärztlicher Aeusserung weitere Rückfälle in kurzer Zeit zu erwarten ständen, und weil angenommen werden musste, dass die Pat. in Folge der immer wieder eintretenden Recidivo dauernd zur Ausübung ihres Dienstes unfähig sein würde. Die Annahme, d.ass es sich in dem vorliegenden Falle um eine .„periodische“ Psychose handelte, lag, nachdem 3 Attaquen sich in gleichen Abständen gefolgt waren, gewiss recht nahe. Es wurde in Folge dessen auch dauernde Dienstunfähigkeit angenommen, und die Pensionirung au.sgesprochen. Pat. focht dieselbe jedoch später an, indem sie mit Recht darauf hinwies, dass der vorausgesagte 4. Anfall ausgeblieben ist. Sie ist z. Z. thatsächlich seit 1 Ve dahren recidivfrei, unterrichtet privatim mit bestem Erfolge und beginnt demnächst an einer süddeutschen Universität die Vorbereitung zum Obcrlehrerinnenexamen. Die i>ractische Bedeutung des Falles liegt m. E. darin, dass er den Gutachter bezüglich der weiteren Prognose einer anfangs periodisch verlaufenden Psychose zur grössten Vorsicht mahnt. Wenn in unserer Beobachtung die Anfälle, wie anfangs auch weiterhin in regelmässigen Abständen von 0 Monaten aufgetreten wären, hätte man die Kranke wohl als dauernd dienstunfähig ansehen dürfen. N.ach dem jetzigen Verkauf des Leidens war sie cs zweifellos nicht. Zwei Momente sind es hauptsächlich, die nach Kraepeliu für die Differentialdiagnose zwischen einer dem manisch-depressiven Irresein zu- zurechnenden Depression und einer sog. Involutiousmelancholie ver- verwerthbar sind, nämlich 1. die Berücksichtigung des Alters und 2. d.as Vorhandensein einer Hemmung auf dem Gebiete des Denkens und Wollens. Was d.as erste Moment anlangt, so sagt er, dass die in jugendlichem Alter auftretenden Depressionszustände nach seiner Erfahrung niemals einfache, in endgültige Heilung ausgehende Formen sind, sondern d.ass