Zur Statistik der Carcinome : insonderheit deren Vorkommen in Strafanstalten / von F.W. Beneke.

  • Beneke, F. W. (Friedrich Wilhelm), 1824-1882.
Date:
1881
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Credit: Zur Statistik der Carcinome : insonderheit deren Vorkommen in Strafanstalten / von F.W. Beneke. Source: Wellcome Collection.

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    Doch es ist noch ein letztes Moment zu berücksichtigen, um die geringe Carcinom- frequenz bei den Zuchthausgefangenen auf ihre Ursachen zurückzuführen. Dies ist die Detentionsdauer. Wären alle Detinirte auf Lebenszeit verurtheilt, so wäre das Resultat der Mortalitätsstatistik leicht zu beurtheilen. Aber wir haben es hier mit einer ständig wechselnden Bevölkerung zu thun und nur für einen relativ geringen Theil derselben kommen die Einflüsse des Zuchthauslebens für längere Jahre zur Wirkung. Nach den Angaben in der „Statistik der Straf- und Gefangenanstalten in Preussen“ habe ich die mittlere urtheilsmässige Strafdauer der Zuchthausgefangenen, welche in den Jahren 1870 bis 1878—79 den Anstalten überliefert wurden, berechnet. Daraus ergieht sich, dass ver- urtheilt waren: auf Lebenszeit . . = 0,92 7o der Zugegangenen „ über 15 Jahre . — 0,32 „ 55 ) „ 10—15 Jahre = 0,67 „ « 55 ) „ 5 10 „ = 6,82 „ 55 „ 3 5 „ - 11,80 „ 55 55 „ 2 3 „ = 16,67 „ 55 55 „ weniger als 2 Jahr = 62,47 „ 55 55 99,67 Es stehen also nur circa 37 7o Sträflinge länger als 2 Jahre unter dem Einfluss des Zuchthauslebens; nur 8,7 °/o länger als 5 Jahre, und nur etwa 2 7o länger als 10 Jahre. Darnach ist der Zweifel gerechtfertigt, ob ein bestimmtes Moment des Zuchthauslebens, sei es die Diät, oder der geringe Genuss freier Luft, oder die Gemüthsstimmung der Inhaftirten u. s. w. auf das Vorherrschen oder das Zurücktreten bestimmter Krankheitsformen von Einfluss ist. Wenn aber nicht die allgemeine Erfahrung, so drängt die Mortalitätsstatistik der Zuchthausgefangenen solche Zweifel zurück. Sowohl die Höhe der allgemeinen Sterblich- keit derselben, als das ausserordentliche Vorwiegen der Lungenschwindsucht als Todes- ursache spricht dafür, dass das Zuchthausleben bestimmte Einflüsse auf den Gesundheits- zustand der Gefangenen, und zwar nach bestimmten Richtungen hin, ausüht. Dass diese Anschauung schon seit langen Jahren erstanden und festgehalten ist, dafür spricht, dass» man seit langer Zeit die „Zuchthausscropheln“ in die pathologischen Nomenclaturen aufgenommen hat, wenn die Einführung dieser Bezeichnung allerdings auch einer Zeit angehört, in welcher die Verpflegung der Detinirten gegen diejenige der Gegenwart weit an Güte zurückstand. Ich habe, um diesen Fragen näher zu treten, zunächst die Gesammtsterblichkeit für die Lebensjahre 20—100 bei frei lebenden Bevölkerungsmassen berechnet. Das Ergebniss ist folgendes: *) Für die auf über 15 Jahre und 10—15 Jahre Verurtheilten konnten nur die 8 Jahre 1871—1878/79 in Rechnung gestellt -werden, da erst seit 1871 diese Eintheilung in der »Statistik u, s. w.“ gewählt wurde. Das Resultat ist dadurch kaum um Etwas beeinträchtigt.