Fritz Lenz und die Rassenhygiene / von Renate Rissom.

Rissom, Renate.

Date:: 1983

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Credit: Fritz Lenz und die Rassenhygiene / von Renate Rissom. Source: Wellcome Collection.

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Und von dem für ihn vorbildlichen Kyniker Antisthenes glaubte er in dieser Hinsicht zu wissen: „Hätte Antisthenes eine Zivilisation wie die moderne erlebt, wo alles auf die Steigerung der Bedürfnisse ausgeht, wo Mann und Weib nach dem ,großen Erlebnis' lechzen, nach der großen Auf¬ regung, wo aber das natürliche Instinktleben mehr geknechtet ist als jemals, er hätte diese Zivilisation mit kynischem Hasse ver¬ folgt, ganz besonders aber das, was auf dem Gebiete der Kunst und Literatur sowie des Vergnügens auf den Kitzel der Sinne be¬ rechnet ist und die Unruhe steigert. (363) Aufgrund der herrschenden pohtischen Verhältnisse hatte Lenz lange Zeit nicht an die Möglichkeit einer Einflußnahme in dieser Richtung geglaubt. „Für wenig aussichtsreich halte ich allerdings den Kampf gegen die unsittlichen Wirkungen des Theaters und der Literatur. Ich glaube, daß die schlimmsten Wirkungen gerade von Werken aus¬ gehen, die man nicht verbieten kann, weil sie keine greifbaren Anhaltspunkte bieten. Ja, ich halte sogar z. B. Goethe und Ibsen durchaus nicht für harmlos in ihrer Wirkung auf viele junge Leu¬ te. Aber man kann da wenig machen (364), stellte er 1921 fest. Auch hier kamen schließlich die Nationalsozialisten sei¬ nen Wünschen zumindest scheinbar entgegen. Lenz bewunderte das „Ideal des Menschen als Kämpfer, das „Sonnenideal (365), das Antisthenes den Menschen aufrichtete. „Diese Gedanken kehren immer wieder in der Weltanschauung nordischer Männer. Das Sonnenideal findet sich schon im Varu- nakult des Rigveda und in der Mithrasreligion; und mit dem rol¬ lenden Sonnenrad, dem Hakenkreuz, versinnbildlichen noch heute germanische Männer ihr höchstes Ziel. ... Wie Gobineau, so will dixxcb. Antisthenes die unerschrockenen Herzen, welche die Augen nicht feige verschließen vor dem nahenden Niedergan¬ ge, aufrufen zu einem letzten Heldenkampfe dagegen. (366) Pathetische Worte, von Lenz nicht 1933, sondern 1913 gesprochen. Es gab also einiges, was Lenz von seinen Ideen in der nationalsozialistischen Ideologie wiederzufinden glaubte; auch vieles von den in den vorangegange¬ nen Kapiteln besprochenen Vorstellungen. Daß die Nationalsozialisten aber von deren Verwirklichung eine andere Vorstellung hatten und wie gefährlich die Durchsetzung ihrer Auffassung von Politik war, vor allem auch, einen wie -91 -