Fritz Lenz und die Rassenhygiene / von Renate Rissom.

  • Rissom, Renate.
Date:
1983
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Credit: Fritz Lenz und die Rassenhygiene / von Renate Rissom. Source: Wellcome Collection.

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    Auch eine neunjährige höhere Schule war ihm zu lang. Wenn man den Bil¬ dungsschwerpunkt wirklich auf die für das spätere Leben wichtigen Fächer beschränkte, so konnte man nach Lenz 1 - 2 Jahre Zeit einsparen. Man sollte endlich den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern den ihnen zuste¬ henden ersten Platz einräumen, vor den auf den Gymnasien bevorzugten phi¬ lologischen und historischen Fächern. „Das Mindeste, was gefordert werden muß, sind je 2 Stunden wöchentlich für Physik, Chemie und Biologie. In Preußen aber wird in den Primen der Gymnasien und Realgymnasien keinerlei biologischer Unterricht erteilt (254), klagte er. Die Differenzierung der Oberschulen in Gymnasien, Realgymnasien, Oberrealschulen und deutsche Oberschulen hielt er vom rassenhygienischen Standpunkt aus für besonders unglücklich, zumal die führenden und vorneh¬ men Familien meist dem humanistischen Bildungsideal anhingen und ihre Kinder bevorzugt auf die Gymnasien schickten. „Jedenfalls war diese ,Schul¬ reform' in der verzweifelten Lage, in der sich unsere Rasse in biologischer Hinsicht befindet, geradezu verhängnisvoll (255), urteilte er. Auch die Grundzüge der Rassenhygiene gehörten für ihn in den Biologieunterricht der oberen Klassen, und „auch in allen andern Fächern, die dazu geeignet sind (z. B. Geschichte und Religion) (sollte) der Unterricht rassenhygienisch einge¬ stellt werde(n) (256). Eine Möglichkeit zur Verkürzung der Studienzeit sah Lenz in einer längst überfälligen Semesterreform. Die kurzen Semesterzeiten bei den langen Fe¬ rien, besonders im Sommer, hielt er für Zeitverschwendung und schlug fol¬ gende neue Semester- bzw. Ferieneinteilung vor: ,,Herbstsemester von Anfang September bis Weihnachten, also etwa bis zum 21. Dezember. Winterferien bis Ende Januar. Frühjahrssemester von Anfang Februar bis Ende Mai. Som¬ merferien bis Ende August. Auf diese Weise würden zwei gleich¬ wertige Semester von gegen 4 Monaten Dauer geschaffen sein. (257) Durch die dabei gewonnene Zeit „würde auch die ausreichende Berücksichtigung wichtiger neuer Fächer im Lehr plan unserer Hochschulen wesentlich erleichtert und zum Teil erst ermöglicht werden (258). Selbstverständlich dachte Lenz dabei zuerst an die Einführung der Rassenhy¬ giene als anerkanntes Studienfach; beim Medizinstudium sollte sie selbständi¬ ges Hauptfach, auch Pflicht- und Prüfungsfach sein. Seit Lenz 1923 in Mün- -71 -