Fritz Lenz und die Rassenhygiene / von Renate Rissom.

Rissom, Renate.

Date:: 1983

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Credit: Fritz Lenz und die Rassenhygiene / von Renate Rissom. Source: Wellcome Collection.

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Doch nicht nur das 19. Jahrhundert heferte nach Lenz' Meinung philosophi¬ sche Ansätze zu einer Rassenethik. Vor der Münchner Gesellschaft für Rassen¬ hygiene hielt er 1913 einen Vortrag über die „Rassenwertung in der helleni¬ schen Philosophie (76). Er warf die Frage auf, „wie sich die Wertung der Rasse in die Wertsysteme der hellenischen Philosophen einreihe (77) und analysierte in diesem Sinne Kynismus, Piatonismus und Stoizismus. Lenz über das Griechenland des 5. vorchristlichen Jahrhunderts: „Wie in unserer Zeit verdeckte damals noch der äußere Glanz den organischen Niedergang. Aber die einsichtigsten Geister sahen bereits die innerliche Zersetzung und den Niedergang der Rasse. (78) Er nannte Sokrates und einige Männer aus seinem Kreise, besonders Antisthe- nes (79). Sokrates vertrat nach Lenz die Autonomie des sittlichen Wollens; auch ihm ,,kommt ... alles darauf an, das letzte Ziel des innersten Wollens im. Menschen zu erkennen (80). Lenz fuhr fort: ,,Seine Bestimmung des Wertes war freilich fast rein formal. Was inhaltlich den Wert ausmachen solle, hat er niemals deutlich ausgesprochen. (81) Doch Lenz glaubte zu erkennen: ,,Er sah den Niedergang Athens kommen. So wollte er dagegen tun, was er konnte. Die organische Einheit des Lebens war sein Ziel, nicht die Individuen, weder ihre bloße Existenz noch ihr Glück. ... Piaton legt bekanntlich seine ganze Rassenhygiene dem Sokrates in den Mund, und daher ist anzunehmen, daß auch dieser schon in jener Richtung sich Gedanken gemacht hat. ... Die konsequentere Ausgestaltung der Rassenhygiene aber stammt nicht von Sokrates, sondern von Antisthenes und Pia¬ ton. (82) Besonders bei Antisthenes fand Lenz Forderungen und Grundsätze der mo¬ dernen Rassenhygiene vorweggenommen: .. was uns an des eigenen We¬ sens Erfüllung hindert oder von ihr abzulenken droht, ist schlecht. Die Lust ist daher ein Übel. (83) Damit war Lenz völlig einverstanden: ,,Auch heute geht ja durch die Steigerung der Bedürfnisse die Rasse zugrunde, weil darin das hauptsächliche Motiv für die un¬ genügende Fortpflanzung der Familie liegt mit ihrer Folge: dem Rassentod. (84) Wie die Kyniker war Lenz gegen Luxus und Raffinement und für spartanische Lebensweise. Nach Antisthenes war die Kindererzeugung „die wichtigste aller Künste, zu ihrem Zweck allein sollte die Ehe dienen; er glaubte an eine Gefahr der Dege- -30-