Ein Fall von doppelseitigem Glioma retinae mit Enucleation des einen und nunmehr fast 11jähriger Atrophie des andern Auges ... / vorgelegt von Clara Knieper.

  • Knieper, Clara, 1881-
Date:
1910
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Credit: Ein Fall von doppelseitigem Glioma retinae mit Enucleation des einen und nunmehr fast 11jähriger Atrophie des andern Auges ... / vorgelegt von Clara Knieper. Source: Wellcome Collection.

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    säumt ist, der atrophischen Iris. Dem Befunde entsprechend besteht voll¬ ständige Amaurose. Es wurde berichtet, dass dem Knaben im 1. Lebensjahr in der hie¬ sigen Augenklinik das rechte Auge entfernt worden sei, und die nunmehr nach geschlagene Krankengeschichte ergab zur grössten Verwunderung, dass es sich um ein doppelseitiges Gliom gehandelt hatte. Da es nun für uns von grösstem Interesse war, den Krankheitsverlauf bei dem Patienten seit seiner Entlassung aus der hiesigen Klinik zu kennen, Messen wir seine Mutter kommen, die folgende Angaben machte: Nach der Entlassung, die am 2. VIII. 99 erfolgte, war die ganze Zeit hindurch schleimig-eitrige Sekretion aus der rechten Augenhöhle vorhanden. Das linke Auge war klar und secernierte nicht; bis auf den hellen Schein aus der Pupille sah es normal aus. Im September 99 bemerkten die Eltern eine allmählich zunehmende Vergrösserung des linken Augapfels. Das Auge wurde so gross, dass es beim Lidschlag und im Schlafe von den Lidern nicht mehr ganz bedeckt wurde. Der helle Schein aus der Pupille war in¬ tensiver geworden. Auch während dieser Periode war das Auge trocken, angeblich nicht gerötet und die Hornhaut klar. Das Kind schrie um diese Zeit vor Schmerzen Tag und Nacht. Die Mutter machte Kamillentee- umschläge zur Linderung und in der Absicht, dass das Auge sich wieder verkleinern sollte. Eines Morgens bemerkten die Eltern, dass sich das Auge über Nacht plötzlich verkleinert hatte. Sie waren der Ansicht, dass es ge¬ platzt und ausgelaufen sei. Wenn das Kind das Auge aufmachte, sahen sie „ein grünes Kügelchen wie eine Erbse“, das sich wie das Auge hin und her bewegte. Vom „Kindl“ war nichts mehr zu sehen. Vermutlich handelte es sich um eine Blutung in die vordere Kammer an dem durch eine Spon¬ tanperforation stark collabierten Auge. Die Stelle, wo die Berstung des Auges erfolgt war, konnten die Eltern nicht erkennen. Während einiger Tage nach dem Platzen entleerte sich aus dem linken Auge „dünner Eiter“. Dann wurde das Auge wieder trocken. Es verkleinerte sich nun mehr und mehr. Weihnachten 1899 sah die Mutter beim Öffnen der Lider „nichts als das rote Fleisch“. Jetzt begann auch dieses Auge wieder zu „eitern“ gleich der rechten Augenhöhle, aus der die Absonderung nie aufgehört hatte. Von da ab haben die Eltern weiter nichts beobachtet, als dass beide Augen ständig, manchmal mehr, manchmal weniger, abgesondert haben bis Mai 1910, da sie das Kind in die Ilvesheimer Blindenanstalt brachten. Bis zum zweiten Lebensjahre soll das Kind noch viel geschrieen haben; es konnte den Kopf nicht von selbst heben. Es habe an der englischen Krankheit gelitten, so dass es erst mit 9 Jahren gehen lernte. Geistig soll das Kind immer normal gewesen sein. Der Vater des Patienten ist gesund. Die Mutter war gesund bis 2 Jahre nach der Geburt des Pat.; dann litt sie 5 Jahre an Ohnmachts¬ anfällen; von da ab ist sie wieder gesund gewesen. Ausser dem Pat. hat sie noch fünf lebende Kinder; vier davon sind gesund; eins (geb. am 10. XII. 1909) war augenkrank, in unserer Ambulanz im Januar 1910 wegen beiderseitiger Conjunctivitis behandelt. 2 Kinder sind mit 1 Jahr gestorben, eins an „Gichtern“, das andere am „Zahnen“. 1908 machte die